Armut bei Kindern und Jugendlichen [Gesundheitsberichterstattung - Themenhefte, 2001; überarbeitete Neuauflage Juli 2005]
[Heft 3: Fernreisen] [Heft 5: Behandlungsfehler] [Abstrakt] [Inhaltsverzeichnis]
Heft 4 - Armut bei Kindern und Jugendlichen
aus der Reihe "Gesundheitsberichterstattung des Bundes"
Autoren: |
Prof. Dr. Andreas Klocke
Fachhochschule Frankfurt am Main Thomas Lampert Robert Koch-Institut |
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Redaktion: |
Robert Koch-Institut
Gesundheitsberichterstattung Dr. Thomas Ziese Seestraße 10 13353 Berlin |
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Herausgeber: |
Robert Koch-Institut
(Juli 2005) |
Armut bei Kindern und Jugendlichen und die Auswirkung auf die Gesundheit
Armutsdefinitionen und -konzepte
Relative Einkommensarmut (Ressourcenansatz)
Unterversorgungsarmut (Lebenslagenansatz)
Deprivationsarmut (Lebensstandardansatz)
Sozialhilfeabhängigkeit (Politisch-normativer Ansatz)
Verbreitung und Ursachen der Armut im Kindes- und Jugendalter
Tabelle 1
Armutsrisiko | 1992 | 1994 | 1996 | 1998 | 2000 | 2002 | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
West | Ost | West | Ost | West | Ost | West | Ost | West | Ost | West | Ost | |
Äquivalenzeinkommen (Median, in €)a |
938 | 586 |
1.005 |
761 |
1.057 |
851 |
1.073 |
885 |
1.148 |
933 |
1.215 |
1.002 |
Armutsrisikogrenze (in €)b | 563 | 352 | 603 | 457 | 634 | 511 | 644 | 531 | 689 | 560 | 729 | 601 |
Armutsrisikoquoten (in %) | ||||||||||||
0 bis 6 Jahre | 12,0 | 14,0 | 11,5 | 19,0 | 11,6 | 14,8 | 16,0 | 14,3 | 14,5 | 20,1 | 13,0 | 14,7 |
7 bis 14 Jahre | 13,8 | 8,9 | 13,3 | 11,1 | 12,7 | 11,2 | 10,9 | 9,8 | 13,1 | 13,5 | 13,6 | 17,1 |
15 bis 17 Jahre | 16,3 | 10,9 | 14,4 | 11,9 | 17,8 | 12,7 | 18,8 | 11,0 | 16,7 | 15,1 | 20,2 | 16,4 |
18 bis 64 Jahre | 9,7 | 7,8 | 9,8 | 9,2 | 11,3 | 9,6 | 11,5 | 8,6 | 11,1 | 8,9 | 11,3 | 12,9 |
65 Jahre und älter | 13,4 | 9,7 | 10,0 | 6,7 | 10,6 | 6,9 | 11,4 | 1,4 | 11,0 | 4,6 | 13,6 | 5,2 |
Gesamt | 11,0 | 8,8 | 10,4 | 9,8 | 11,6 | 9,8 | 12,0 | 9,3 | 11,7 | 9,3 | 12,3 | 12,0 |
a | Berechnet nach den Regelsatzproportionen der neuen OECD-Skala |
---|---|
b | Schwellenwert zur Abgrenzung des Armutsrisikos bei 60% des mittleren Nettoäquivalenzeinkommens (Median) |
Die hohe Armutsbetroffenheit der Kinder und Jugendlichen ist vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels und damit einhergehenden Veränderungen der Ursachen von Armut zu sehen:
- Bis Mitte der 80er Jahre lebten überwiegend ältere Menschen und insbesondere Frauen mit unzureichender Rente in Armut. Heute ist die Arbeitslosigkeit, die in den vergangenen 20 Jahren sukzessive zugenommen hat und inzwischen im Jahresmittel fünf Millionen Menschen betrifft, eine der Hauptursachen für ein erhöhtes Armutsrisiko. Gemäß dem 2.Armuts und Reichtumsbericht der Bundesregierung lag die Armutsrisikoquote von Arbeitslosen im Jahr 2003 bei 40,9% [2] . Kinder arbeitsloser Eltern wachsen in einer benachteiligten Lebenslage auf, wenn die Arbeitslosigkeit dauerhaft mit einer einschneidenden Einkommensminderung verbunden ist.
- Statistisch gesehen wird heute jede dritte Ehe geschieden. Bei jeder zweiten Scheidung sind Kinder betroffen. Gegenwärtig sind 16% aller Familien in den alten und 22% in den neuen Bundesländern Einelternfamilien. Da die Kinder in der Regel bei der Mutter aufwachsen, handelt es sich bei den allein Erziehenden zu 84% um Frauen. Wenn die Mutter langfristig alleine für die Erziehung der Kinder sorgen muss, wirkt sich dies auf ihre Erwerbs- und Einkommenschancen aus. Damit nimmt unweigerlich auch das Armutsrisiko und die Angewiesenheit auf Sozialhilfe zu. So war im Jahr 2003 jeder vierte Haushalt von allein erziehenden Müttern von Sozialhilfe abhängig; unter den allein erziehenden Müttern mit drei und mehr Kindern war es sogar jeder zweite Haushalt [2] .
- Kinderreiche Familien stellen eine weitere Bevölkerungsgruppe, die verstärkt von Armut bedroht ist. Die privaten monatlichen Konsumausgaben für jedes Kind betragen mindestens 250 bis 400 € pro Monat [9] . Bei mehreren Kindern ergeben sich schnell monatliche Ausgaben, die auch Familien mit mittleren Einkommen in die Nähe des Armutsbereichs drängen, da die durchschnittlichen Kinderkosten weit über den Kerngrößen des Familienlastenausgleichs liegen.
- Vor dem Hintergrund der anhaltenden Zuwanderung nach Deutschland stellen Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund eine stärker zu beachtende Gruppe dar. Migrantenfamilien sind häufig den Risiken einer benachteiligten sozialen Lage ausgesetzt, die durch kulturelle Unterschiede und sprachliche Barrieren noch verstärkt werden können. Ausländische Kinder und Jugendliche unterlagen im Jahr 2003 im Vergleich zu den Gleichaltrigen mit deutscher Nationalität einem mehr als doppelt so hohem Sozialhilferisiko (13,9% gegenüber 5,9%) [2] .
Gesundheitliche Auswirkungen der Armut im Kindes- und Jugendalter
Ein weiteres Problem stellt die unterschiedliche Erfassung von Armut dar, weil dadurch Vergleiche zwischen den Studien erschwert werden. Häufig wird nicht Armut, sondern soziale Benachteiligung, im Sinne z.B. eines niedrigen Bildungsniveaus oder Berufsstatus der Eltern, betrachtet. Auch die bisweilen verwendeten Sozialindizes bilden eher soziale Ungleichheit ab und lassen nur bedingt Rückschlüsse auf eine Armutslage zu. Im Folgenden werden die jeweils zugrunde gelegten Armuts- und Sozialindikatoren benannt, um die Bewertung und Einordnung der Ergebnisse zu unterstützen.
Entwicklungsverzögerungen und Früherkennungsuntersuchungen
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Abbildung 1
[15]
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Die vorliegenden Forschungsbefunde belegen darüber hinaus einen Einfluss des Sozialstatus auf die Teilnahme am Krankheitsfrüherkennungsprogramm für Kinder. Die Früherkennungsuntersuchungen (U1 bis U9) gehören zu den Regelleistungen der gesetzlichen Krankenkassen; sie können also ohne Zuzahlungen in Anspruch genommen werden. Viele Krankenkassen erinnern ihre Mitglieder zudem mit Rundschreiben an die Untersuchungstermine. Trotzdem zeigt sich ein klarer sozialer Gradient in der Inanspruchnahme des Krankheitsfrüherkennungsprogramms. Abbildung 2 verdeutlicht anhand von Daten der Berliner Einschulungsuntersuchungen, dass die Teilnahme an den U-Untersuchungen mit höherem Sozialstatus ansteigt, wobei die Unterschiede zwischen den Statusgruppen im Verlauf der Untersuchungsreihe, die sich bis in das 6. Lebensjahr erstreckt, noch zunehmen. Die Erfassung des Sozialstatus basiert dabei wiederum auf Angaben zum Erwerbsstatus und zur Schulbildung der Eltern.
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Abbildung 2
[18]
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Umweltbelastungen und Unfallgeschehen
Erste Ergebnisse der LISA-Studie weisen auf einen Einfluss des Sozialstatus - gemessen über die Bildung der Eltern - auf die Exposition gegenüber verkehrsabhängigen Umweltbelastungen hin. Statusniedrige Familien leben häufiger an viel befahrenen Hauptstraßen und sind stärkerem Verkehrslärm ausgesetzt. Soziale Unterschiede finden sich außerdem bei Luftschadstoffen in der Innenraumluft, u.a. als Folge des Heizens mit Holz oder Kohle sowie des höheren Tabakkonsums in den Haushalten mit niedrigem Sozialstatus. Besonders stark sind die Unterschiede in den Großstädten München und Leipzig ausgeprägt. Zumindest beim Tabakkonsum findet sich aber auch in den kleineren Studienregionen Wesel und Bad Honnef ein starkes soziales Gefälle [19] .
Unfälle und daraus resultierende Verletzungen stellen im Kindes- und Jugendalter den häufigsten Grund für eine Krankenhauseinweisung und die mit Abstand bedeutendste Todesursache dar [20] . Die größte Rolle spielen dabei Unfälle in der Schule, zu Hause, in der Freizeit und im Verkehr. Zusammenhänge zur sozialen Lage der Heranwachsenden wurden bislang nur vereinzelt untersucht. Anhand von Routinedaten der AOK Mettmann aus den Jahren 1987 bis 1996 konnte gezeigt werden, dass Kinder von un- und angelernten Arbeitern häufiger wegen einer Unfallverletzung im Krankenhaus behandelt werden als Kinder von Eltern mit einem höheren Berufsstatus. Diese Unterschiede zeigen sich vor allem bei Kindern bis 10 Jahren, während sie bei den 11- bis 16-Jährigen nur noch sehr schwach zutage treten [21] . 3
Dass Kinder aus sozial schwächeren Verhältnissen einem erhöhten Unfallrisiko unterliegen, wird auch durch die Brandenburger Einschulungsuntersuchungen bestätigt: Von den im Jahr 2000 untersuchten Einschülern hatten insgesamt 15,4% in den ersten Lebensjahren eine Unfallverletzung erlitten. Soziale Unterschiede zeigten sich vor allem bei Verkehrsunfällen und Verbrennungen, jeweils mit einem etwa doppelt so hohem Vorkommen bei Kindern von Eltern mit niedrigem Sozialstatus [22] .
Mund- und Zahngesundheit
Tabelle 2
Kariesbefall | Sonderschule | Hauptschule | Realschule | Gesamtschule | Gymnasium |
---|---|---|---|---|---|
DMFT = 0 | 28,0 | 35,99 | 36,0 | 39,3 | 54,2 |
DMFT 1 bis 2 | 24,0 | 31,2 | 31,4 | 23,2 | 25,6 |
DMFT über 2 | 48,0 | 32,9 | 32,6 | 37,5 | 20,2 |
a |
DMFT-Index = Anzahl der kariös zerstörten (Decayed), wegen Kariesbefall entfernten (Missing) oder gefüllten (Filled ) Zähne (Teeth) |
---|---|
[23] | Schiffner U, Reich E (1999) Karies/Füllungen bei den Jugendlichen. In: Micheelis W, Reich E (Hrsg.) Dritte Deutsche Mundgesundheitsstudie. Deutscher Ärzte Verlag, Köln. S. 201 bis 230 |
Subjektive Gesundheit und Beschwerden
Tabelle 3
Gesundheitsprobleme | Jungen | Mädchen | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
Armutsgr. | Übrige | Odds Ratioa | Armutsgr. | Übrige | Odds Ratioa | |
Gesundheitszustand einigermaßen/schlecht |
15 | 11 | 1,5* | 20 | 17 | n.s. |
Selbstbewusstsein selten/nie |
23 | 20 | n.s. | 33 | 29 | n.s. |
Einsamkeit sehr/ziemlich oft |
13 | 8 | 1,6* | 17 | 13 | n.s. |
Fühle mich allgemein schlecht öfters in der Woche |
7 | 3 | 2,4* | 10 | 6 | 1,7* |
Schlafstörungen öfters in der Woche |
17 | 13 | 1,4* | 21 | 16 | 1,4* |
Kopfschmerzen öfters in der Woche |
11 | 7 | 1,5* | 19 | 16 | 1,3* |
Magenschmerzen öfters in der Woche |
7 | 3 | 2,2* | 15 | 10 | 1,6* |
a |
Die Odds Ratios geben an, um welchen Faktor das Risiko in der Armutsgruppe gegenüber der nicht-armen Vergleichsgruppe erhöht ist, dass die Jugendlichen die betrachteten gesundheitlichen Beeinträchtigungen aufweisen |
---|---|
* | Zusammenhänge sind signifikant (p unter 0,05) |
n.s. | heisst Zusammenhänge sind nicht signifikant |
In Armut aufwachsende Jugendliche weisen demnach verstärkt gesundheitliche Beeinträchtigungen und Beschwerden auf. Besonders deutlich wird dies im Hinblick auf das allgemeine Wohlbefinden und beim Auftreten von Schlafstörungen, Kopf- und Magenschmerzen. Bei Jungen treten außerdem Unterschiede in der Selbstwahrnehmung des Gesundheitszustandes und im Empfinden von Einsamkeit zutage. An den Odds Ratios (OR) lässt sich ersehen, um welchen Faktor die Auftretenswahrscheinlichkeit dieser Beschwerden in der Armutsgruppe erhöht ist. Die größten Unterschiede zeigen sich beim allgemeinem Wohlbefinden: In der Armutsgruppe geben Jungen 2,4-mal und Mädchen 1,7-mal häufiger an, sich öfter in der Woche schlecht zu fühlen, im Vergleich zu den Gleichaltrigen aus ökonomisch besser gestellten Familien.
Diese Ergebnisse lassen erkennen, welche Konsequenzen eine Armutslage für die kindliche und jugendliche Sozialisation und die Sozialbeziehungen der Heranwachsenden haben kann. Vieles spricht dafür, dass bei Erwachsenen bekannte Reaktionsmuster auf Armut, wie z.B. der Rückzug aus sozialen Kontakten und eine zunehmende Einsamkeit, auch schon im Kindes- und Jugendalter von Bedeutung sind. Kinder und Jugendliche verfügen nicht nur über ein ausgeprägtes Gespür für soziale Ungleichheiten, sie erwarten darüber hinaus eine negative Reaktion der Umwelt auf die familiale Armut und reagieren deshalb oftmals mit Rückzug aus sozialen Bezügen.
Auswirkungen auf das Gesundheitsverhalten
Tabelle 4
Gesundheitsverhaltensmuster | Jungen | Mädchen | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
Armutsgr. | Übrige | Odds Ratioa | Armutsgr. | Übrige | Odds Ratioa | |
Zigaretten rauchen täglich |
14 | 11 | n.s. | 13 | 12 | n.s. |
Alkohol trinken täglich |
3 | 3 | n.s. | 2 | 1 | n.s. |
Zähneputzen selten/nie |
4 | 2 | 2,4* | 1 | 0 | 4,8* |
Sport kein mal in der letzten Woche |
4 | 3 | 1,5* | 6 | 3 | 2,0* |
TV-Video Konsum mehr als 4 Stunden an Schultagen |
32 | 21 | 1,8* | 28 | 15 | 2,2* |
Obst, Früchte selten/nie |
15 | 10 | 1,6* | 11 | 6 | 1,7* |
Gemüse, Salat selten/nie |
18 | 14 | 1,3* | 13 | 8 | 1,7* |
Cola, Süssgetränke täglich |
42 | 33 | 1,5* | 35 | 23 | 1,8* |
Frühstück an Schultagen nie |
22 | 13 | 1,8* | 22 | 18 | 1,3* |
a |
Die Odds Ratios geben an, um welchen Faktor das Risiko in der Armutsgruppe gegenüber der nicht-armen Vergleichsgruppe erhöht ist, dass die Jugendlichen die betrachteten gesundheitsriskanten Verhaltensmuster zeigen |
---|---|
* | Zusammenhänge sind signifikant (p unter 0,05) |
n.s. | heisst Zusammenhänge sind nicht signifikant |
Eine soziale Benachteiligung geht aber nicht zwangsläufig mit einem gesundheitsriskanten Verhalten der Jugendlichen einher. Die aufgezeigten sozialen Unterschiede sollten nicht den Blick darauf verstellen, dass sich auch in der sozial schlechter gestellten Gruppe der größte Teil der Jugendlichen weitgehend gesund verhält [25] .
Soziales Kapital als Gesundheitsressource
In Tabelle 5 ist erkennbar, welchen Einfluss soziales Kapital auf den allgemeinen Gesundheitszustand und die sportliche Aktivität in Abhängigkeit vom familiären Wohlstand hat. In allen Gruppen - auch in der Armutsgruppe - ist der Anteil der Jugendlichen mit einer eher schlechten Gesundheitseinschätzung und geringer Sportausübung bei hohem sozialen Kapital deutlich verringert. Jungen verfügen über eine etwas bessere Ausstattung mit sozialem Kapital und beurteilen ihre gesundheitliche Situation insgesamt gesehen besser als die gleichaltrigen Mädchen, die Gesundheitswirksamkeit des sozialen Kapitals und der protektive Effekt bei einer vorhandenen Armutslage ist aber auch bei den Mädchen zu beobachten.
Tabelle 5
Familiärer Wohlstand c | Gesundheitszustand einigermaßen schlecht |
Sport in den letzten 7 Tagen zweimal oder weniger |
||||
---|---|---|---|---|---|---|
Soziales Kapitala | Soziales Kapitala | |||||
Jungen | wenig | viel | Odds Ratiob | wenig | viel | Odds Ratiob |
1. Quintil (geringer Wohlstand) | 16 | 8 | n.s. | 32 | 11 | 2,7* |
2. Quintil | 13 | -5 | 3,2* | 29 | 20 | 1,7* |
3. Quintil | 16 | 5 | 3,4* | 25 | 17 | 1,7* |
4. Quintil | 19 | 9 | 2,5* | 34 | 14 | 2,5* |
5. Quintil (hoher Wohlstand) | 18 | 7 | 3,4* | 30 | 15 | 2,9* |
Insgesamt | 17 | 7 | 2,8* | 29 | 16 | 2,1* |
Mädchen | ||||||
1. Quintil (geringer Wohlstand) | 30 | 10 | 3,4* | 38 | 20 | 2,5* |
2. Quintil | 17 | 15 | n.s. | 46 | 29 | 1,5* |
3. Quintil | 19 | 9 | 2,3* | 44 | 18 | 3,4* |
4. Quintil | 22 | 10 | 2,3* | 33 | 14 | 2,8* |
5. Quintil (hoher Wohlstand) | 19 | 11 | n.s. | 27 | 19 | n.s. |
Insgesamt | 22 | 11 | 2,3* | 39 | 20 | 2,3* |
a | Das soziale Kapital wurde anhand des Medians in zwei Kategorien (eher wenig vs. eher viel Sozialkapital) eingeteilt |
---|---|
b | Die Odds Ratios geben an, um welchen Faktor das Risiko bei Jugendlichen mit eher wenig im Vergleich zu denen mit eher viel sozialem Kapital erhöht ist, den allgemeinen Gesundheitszustand als einigermaßen oder schlecht zu beurteilen beziehungsweise selten Sport zu treiben. |
c | Family Affluence Scale: Quintile eines Punktsummenscores, der auf Basis von Angaben zu Urlaubsreisen in den letzten 12 Monaten, Vorhandensein eines eigenen Zimmers, Anzahl der Autos, der Bücher und der PCs im Haushalt errechnet wird [24]. |
* | Zusammenhänge sind signifikant (p unter 0,05) |
n.s. | heisst Zusammenhänge sind nicht signifikant |
[24] | Currie CE, Elton R, Todd J et al. (1997) Indicators of socio-economic status for adolescents: the WHO Health Behaviour in School-aged Children Survey. Health Education Research 12: 385 to 397 |
Ausblick und Handlungsmöglichkeiten
Abbildung 3
[13]
Können kurzfristige Armutsepisoden von den Familien oftmals noch gut verarbeitet werden, so wirkt sich eine länger anhaltende Armutsbetroffenheit nachhaltig auf andere Lebensbereiche wie die Wohnsituation, die Bildungschancen oder die Freizeitmöglichkeiten aus und hat dann häufig auch Folgen für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen. Vor allem bei Kindern aus Familien mit spezifischen Problemlagen, z.B. aufgrund der Zugehörigkeit zu ethnischen Minderheiten oder einer Suchtproblematik der Eltern, ist eine ungünstige Gesundheitsbiografie angelegt. Explizit hingewiesen wird in dem Modell zudem auf die Möglichkeit von Rückwirkungen einer erhöhten Morbidität auf die Verfestigung von Armutslagen. Davon ist beispielsweise auszugehen, wenn die Versorgung von Kindern mit einer schwerwiegenden Krankheit oder Behinderung einen Großteil des Haushaltseinkommens in Anspruch nimmt oder aber die Eltern von der Realisierung ihrer Erwerbs- und Einkommenschancen abhält.
Inwieweit sich Armut auf die gesundheitliche Entwicklung im Kindes- und Jugendalter auswirkt, hängt maßgeblich von den sozialökologischen Rahmenbedingungen und den Ressourcen der Heranwachsenden ab. Wie die bisherigen Forschungsbefunde zur Gesundheitswirksamkeit des sozialen Kapitals verdeutlichen, fördert ein günstiges Klima in der Familie, Schule und Nachbarschaft die Ausbildung eines positiven Selbstbildes und sozialer Kompetenzen und damit den Umgang mit gesundheitsbelastenden Lebensbedingungen und Erfahrungen. Sozial- und gesundheitspolitische Maßnahmen, die zum Ziel haben, Armut zu verhindern bzw. in ihren Konsequenzen abzuschwächen, müssen hier ansetzen.
In der Familienpolitik wird zunehmend über Modelle der Vereinbarkeit von Beruf und Familie diskutiert, die es z.B. allein Erziehenden überhaupt erst ermöglichen, eine Berufstätigkeit aufzunehmen. Nicht nur eine materielle Besserstellung einzelner besonders deprivierter Familien ist hier angezeigt, sondern eine politische Schwerpunktsetzung in Richtung einer familien- und kinderfreundlichen Gesellschaft, die zugleich als eine Politik für eine soziale, seelische und körperliche Gesundheit der Kinder gelesen werden kann. In diesem Zusammenhang ist auf den Anfang 2005 im Bundeskabinett verabschiedeten Nationalen Aktionsplan »Für ein kindgerechtes Deutschland 2005 bis 2010« zu verweisen, der eben diese Zielsetzung verfolgt [27] .
Gefordert ist darüber hinaus die Bildungspolitik, da eine gute schulische und berufliche Ausbildung auch im Hinblick auf die Gesundheitsbiografie als wichtige Weichenstellung angesehen werden kann. Zunehmend mehr Schulen engagieren sich für Programme der Gesundheitsförderung, die häufig von den Bundesministerien oder nachgeordneten Behörden wie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) initiiert und koordiniert werden. Die Schulökologie kann als Schutz- und Unterstützungsfaktor für problembelastete Schülerinnen und Schüler wirken und zumindest bis zu einem gewissen Punkt in der Familie erfahrene Defizite kompensieren. Dazu erforderlich sind sowohl Programme zur Steigerung von Sozial- und Gesundheitskompetenzen der Schülerinnen und Schüler als auch eine flächendeckende Versorgung mit psychologischen und medizinischen Betreuungsangeboten. Neben einer entsprechenden Umgestaltung des Unterrichts und der Erweiterung in Richtung Ganztagsschule könnten in diesem Rahmen beispielsweise auch Einrichtungen der Schulspeisung wieder aufgenommen werden, die für alle Kinder und Jugendlichen eine regelmäßige und ausgewogene Ernährung sicherstellen. Die Gesundheitsförderung sollte aber nicht erst in der Schule ansetzen. Da sich gesundheitsbezogene Einstellungen und Verhaltenskompetenzen bereits sehr früh entwickeln, sind daneben Programme erforderlich, die in der Kindertagesstätte umgesetzt werden können.
Einen wichtigen Ausgangs- und Orientierungspunkt für die Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen geben die für Deutschland formulierten Gesundheitsziele vor [28] . Bislang sind Zielvorstellungen zur Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung formuliert worden, wobei ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen diesen drei Aspekten eines gesunden Aufwachsens vorausgesetzt wird. Die Empfehlungen zur Umsetzung der Gesundheitsziele beziehen sich neben der Familie, Schule und Kindertagesstätte auch auf die Freizeit und Gleichaltrigengruppe als weitere » Settings « für Prävention und Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter. Durch den settingbezogenen Ansatz wird unterstrichen, dass es auf die gesundheitsförderliche Aneignung und Gestaltung kindlicher Lebenswelten sowie auf die Entwicklung individueller Lebensperspektiven und die Stärkung der Eigenverantwortung der Heranwachsenden ankommt. In der Konsequenz wird die Verbesserung der Rahmenbedingungen der Settings, insbesondere mit Blick auf eine gleichberechtigte Teilhabe der Kinder und Jugendlichen aus sozial schwächeren Familien, als gesondertes Ziel gesehen [29, 30] .
Auf Grundlage der vorgegebenen Gesundheitsziele ist im Sommer 2002 mit dem Deutschen Forum für Prävention und Gesundheitsförderung eine Plattform geschaffen worden, um die Akteure im Gesundheitswesen zu vernetzen und die bisherigen Maßnahmen und Aktivitäten zu koordinieren [31] . Zu den bereits in die Wege geleiteten gesetzlichen Maßnahmen gehört die Neugestaltung des § 20 SGB V. Dort ist festgeschrieben, dass Leistungen der Krankenkassen zur Primärprävention insbesondere zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen beitragen sollen. Ein weiterer wichtiger gesundheitspolitischer Akteur ist der Öffentliche Gesundheitsdienst. Im Zusammenhang mit der praktischen Armutsbekämpfung fällt diesem insbesondere die Aufgabe zu, die beteiligten Institutionen und Träger im Sinne einer gemeinwesenorientierten Sozialpädiatrie zusammenführen. Auf der Ebene der stadtteilbezogenen Sozial- und Gesundheitspolitik gibt es zunehmend Initiativen, die eine Vernetzung bestehender Angebote der Gesundheitsförderung und der Stadtentwicklung, also z.B. zwischen Ämtern, Kindertagesstätten, Schulen, Sportvereinen, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Nachbarschaftshilfen, Bürgerbüros und Unternehmen, anstreben.
Eine wesentliche Voraussetzung der politischen Bekämpfung von Armut und ihren Auswirkungen auf die Gesundheit sind regelmäßig verfügbare und verlässliche Daten, die auf Handlungsprobleme hinweisen und zugleich die Wirkungskontrolle der eingeleiteten Maßnahmen und Programme ermöglichen. Aussagekräftige Daten zum Zusammenhang von sozialer und gesundheitlicher Lage bei Kindern werden z.B. durch die Einschulungsuntersuchungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und die in unregelmäßigen Abständen durchgeführte Mundgesundheitsstudie bereitgestellt. Andere Datenquellen erlauben zwar Aussagen über die gesundheitliche Situation von Kindern (Todesursachenstatistik, Schwerbehindertenstatistik, Kinderkrebsregister, Fehlbildungsregister, Meldedaten nach dem Infektionsschutzgesetz), enthalten aber keine Informationen über deren soziale Herkunft. Die HBSC-Studie stellt eine wichtige Datengrundlage bereit, um Aussagen über die Auswirkungen einer Armutslage auf den Gesundheitszustand und das gesundheitsrelevante Verhalten von Jugendlichen zu treffen. Ein großer Vorteil dieser Studie ist, dass sie internationale Vergleiche ermöglicht und in regelmäßigen Abständen wiederholt wird, so dass Veränderungen über die Zeit nachgezeichnet werden können. Weitere Einblicke in das Gesundheitsverhalten der Heranwachsenden gewähren die Drogenaffinitätsstudie der BZgA und die Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD), die in Deutschland vom Institut für Therapieforschung durchgeführt wird. Insgesamt muss die Datenlage aber als unzureichend bewertet werden, da zu vielen Bereichen der Kinder- und Jugendgesundheit keine oder zumindest keine repräsentativen Informationen vorhanden sind. Dies gilt z.B. für chronische Krankheiten und Behinderungen, psychische Störungen und Verhaltensauffälligkeiten, Medikamentenkonsum und Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Weiterhin muss ein Mangel an Längsschnittstudien zur Jugendgesundheit unter den Lebensbedingungen von Armut festgehalten werden. Zu einer deutlichen Verbesserung der Datenlage wird der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts beitragen, an dem bis Mai 2006 insgesamt 18.000 Jungen und Mädchen im Alter von 0 bis 18 Jahre teilnehmen werden [32, 33] . Der Survey beinhaltet neben einer allgemeinen gesundheitsbezogenen Befragung insbesondere ein ärztliches Interview , eine körperliche Untersuchung sowie Laboranalysen von Blut- und Urinproben. Zusammenhänge zwischen der sozialen und gesundheitlichen Lage lassen sich herstellen, weil in dem Survey umfassende Informationen zur Einkommenssituation des Haushaltes, zur Familienkonstellation, zu den Wohnverhältnissen, zur Situation in der Kindertagesstätte oder Schule sowie zur Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen erhoben werden [34] . Der Kinderund Jugendgesundheitssurvey wird damit künftig eine der wichtigsten Grundlagen für die Planung und Umsetzung von politischen Interventionen zur Bekämpfung von Armut und deren Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sein [35] .
Literaturverzeichnis
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21. | Geyer S, Peter R (1998) Unfallbedingte Krankenhausaufnahme von Kindern und Jugendlichen in Abhängigkeit von ihrem sozialen Status - Befunde mit Daten einer nordrheinwestfälischen AOK. Das Gesundheitswesen 60: 493 bis 499 |
22. | Ellsäßer G, Böhm A, Kuhn J et al. (2002) Soziale Ungleichheit und Gesundheit bei Kindern - Ergebnisse und Konsequenzen aus den Brandenburger Einschulungsuntersuchungen. Kinderärztliche Praxis 4: 248 bis 257 |
23. | Schiffner U, Reich E (1999) Karies/Füllungen bei den Jugendlichen. In: Micheelis W, Reich E (Hrsg.) Dritte Deutsche Mundgesundheitsstudie. Deutscher Ärzte Verlag, Köln. S. 201 bis 230 |
24. | Currie CE, Elton R, Todd J et al. (1997) Indicators of socio-economic status for adolescents: the WHO Health Behaviour in School-aged Children Survey. Health Education Research 12: 385 to 397 |
25. | Richter M, Settertobulte W (2003) Gesundheits- und Freizeitverhalten von Jugendlichen. In: Hurrelmann K, Klocke A, Melzer W, Ravens- Sieberer U (Hrsg.) Jugendgesundheitssurvey. Internationale Vergleichsstudie im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO. Juventa, Weinheim/München, S. 99 bis 157 |
26. | Klocke A (2004) Soziales Kapital als Ressource für Gesundheit im Jugendalter. In: Jungbauer- Gans M, Kriwy P (Hrsg.) Soziale Benachteiligung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S. 85 bis 96 |
27. | Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2005) Nationaler Aktionsplan: Für ein kindgerechtes Deutschland 2005 bis 2010. BMFSF, Bonn |
28. | Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (2003) gesundheitsziele.de - Forum zur Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitszielen in Deutschland. BMGS, Berlin |
29. | Mann-Luoma R, Goldapp C, Khaschei M et al. (2002) Integrierte Ansätze zur Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung - Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 45 (12): 952 bis 959 |
30. | Pott E, Lehmann F (2002) Interventionen zur Gesundheitsförderung bei Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Gruppen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 45 (11): 976 bis 983 |
31. | Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung (2005) Deutsches Forum für Prävention und Gesundheitsförderung www.forumpraevention.de / |
32. | Kurth BM, Bergmann KE, Dippelhofer A et al. (2002) Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland - Was wir wissen, was wir nicht wissen, was wir wissen werden. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 45 (11): 852 bis 858 |
33. | Kurth BM, Bergmann KE, Hölling H et al. (2002) Der bundesweite Kinder- und Jugendgesundheitssurvey - Das Gesamtkonzept. Das Gesundheitswesen 64 (Sonderheft 1): S. 3 bis S. 11 |
34. | Lampert T, Schenk L, Stolzenberg H (2002) Konzeptualisierung und Operationalisierung sozialer Ungleichheit im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey. Das Gesundheitswesen 64 (Sonderheft 1): S. 48 bis S. 52 |
35. | Lampert T, Schenk L (2004) Gesundheitliche Konsequenzen des Aufwachsens in Armut und sozialer Benachteiligung. In: Jungbauer- Gans M, Kriwy P (Hrsg.) Soziale Benachteiligung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S. 57 bis 83 |
Weiterführende Literatur
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2001) Lebenslagen von Familien und Kindern. Materialien zur Familienpolitik Nr. 11. BMFSFJ, Bonn
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2002) Elfter Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder und Jugendhilfe. BMFSFJ, Bonn
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2004) Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2004. Teilband Rauchen. BZgA, Köln
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) (1999) Gesundheit von Kindern. Epidemiologische Grundlagen. BZgA, Köln
Currie C, Hurrelmann K, Settertobulte W et al. (2000) Health and Health Behaviour among Young People. Health Policy for Children and Adolescents (HEPCA). Series, 1. Weltgesundheitsorganisation, Kopenhagen,
Currie C, Roberts C, Morgan A et al. (2004) Young peoples health in context. Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) study: international report from the 2001/2002 survey.Weltgesundheitsorganisation, Kopenhagen,
Deutsches Kinderhilfswerk (Hrsg.) (2004) Kinderreport Deutschland 2004. Daten, Fakten, Hintergründe. kopaed, München
Hackauf H, Winzen G (1999) On the state of young peoples health in the European Union. München, Deutsches Jugendinstitut
Hurrelmann K, Klocke A, Melzer W et al. (Hrsg.) (2003) Jugendgesundheitssurvey. Internationale Vergleichsstudie im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO. Juventa, Weinheim/ München
Jungbauer-Gans M, Kriwy P (Hrsg.) (2004) Soziale Benachteiligung und Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Klocke A, Hurrelmann K (Hrsg.) (2001) Kinder und Jugendliche in Armut. Umfang, Auswirkungen und Konsequenzen. 2. Überarbeitete Auflage. Westdeutscher Verlag, Opladen
Mielck A (2000) Soziale Ungleichheit und Gesundheit. Empirische Ergebnisse, Erklärungsansätze, Interventionsmöglichkeiten. Huber, Bern/Göttingen/ Toronto/Seattle
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburg (Hrsg.) (2000) Einschüler in Brandenburg: Soziale Lage und Gesundheit 1999. Eigenverlag, Potsdam
Richter M (2005) Gesundheit und Gesundheitsverhalten im Jugendalter. Der Einfluss sozialer Ungleichheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Schlack HG (2000) Sozialpädiatrie. Gesundheit, Krankheit, Lebenswelten. Urban & Fischer, München
Fußnoten
1 Die höheren Armutsrisikoquoten in Westdeutschland hängen mit der größeren Einkommensspreizung zusammen; in Ostdeutschland sind die Haushaltseinkommen konzentrierter. Ein Blick auf die Nettoäquivalenzeinkommen zeigt aber auch, dass die Einkommen in den neuen Bundesländern immer noch deutlich unter denen in den alten Bundesländern liegen. Bei Vorgabe eines Schwellenwertes für das gesamte Bundesgebiet findet sich damit in Ostdeutschland ein höheres Armutsrisiko als in Westdeutschland.
2 Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen lassen nur Aussagen auf lokaler oder Länderebene zu. Auch die Ergebnisse der Brandenburger Einschulungsuntersuchungen können keine bundesweite Geltung beanspruchen. Ergebnisse von Einschulungsuntersuchungen anderer Bundesländer und Kommunen zeigen aber, dass sich der Zusammenhang zwischen sozialem Status und Gesundheitszustand dort ganz ähnlich darstellt wie in Brandenburg [16, 17] .
3 Bei der Interpretation dieser Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass nur ein Teil der Unfälle erfasst wurde und die AOK wie auch die meisten anderen Krankenkassen eine selektive Mitgliederstruktur aufweist, die die berufliche Statushierarchie nicht umfassend abbildet.
4 Armut wird in Anlehnung an die » Family Affluence Scale « [21] erfasst, die auf Fragen zu Urlaubsreisen in den letzten 12 Monaten, zum Vorhandensein eines eigenen Zimmers sowie zur Anzahl der Autos, der Bücher und der Computer in der Familie basiert. Aus den Antworten der Jugendlichen wird ein Summenscore errechnet, um anschließend fünf Wohlstandsgruppen zu unterscheiden, die jeweils 20% der Stichprobe umfassen (Quintile). Das unterste Quintil wird als Armutsgruppe verstanden und im Folgenden den übrigen Gruppen gegenübergestellt.
Tabellen mit Werten aus Abbildungen 1 und 2
Gesundheitsstörung | Sozialstatus niedrig |
Sozialstatus mittel |
Sozialstatus hoch |
---|---|---|---|
Sehstörungen | 20,6 | 14,6 | 13,0 |
Sprachstörungen | 17,0 | 6,6 | 4,1 |
Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung | 13,8 | 2,5 | 0,8 |
Psychomotorische Störungen | 7,3 | 2,5 | 1,4 |
Adipositas | 6,8 | 4,9 | 3,3 |
Hörstörungen | 5,8 | 5,0 | 5,5 |
Einnässen, Einkoten und andere Psychiatrische Erkrankungen | 4,2 | 2,2 | 2,3 |
Emotionale und soziale Störungen | 4,1 | 1,1 | 0,6 |
Neurodermitis | 5,8 | 7,5 | 8,5 |
[15] | Böhm A, Ellsäßer G, Kuhn J et al. (2003) Soziale Lage und Gesundheit von jungen Menschen im Land Brandenburg. Das Gesundheitswesen 65: 219 bis 225 |
---|
Untersuchungsreihe | Sozialstatus niedrig |
Sozialstatus mittel |
Sozialstatus hoch |
---|---|---|---|
U2 | 97,2 | 97,8 | 98,2 |
U3 | 91,6 | 96,1 | 97,3 |
U4 | 85,9 | 94,2 | 96,4 |
U5 | 78,4 | 92,0 | 94,4 |
U6 | 71,0 | 88,5 | 92,4 |
U7 | 56,5 | 76,6 | 82,7 |
U8 | 51,7 | 72,4 | 79,5 |
U9 | 44,4 | 63,6 | 71,6 |
a | Vollständige Untersuchgsreihe bis zur jeweils betrachteten Untersuchung. Da die U1 in der Regel unmittelbar nach der Geburt durchgeführt wird, liegt die Teilnahme bei annähernd 100% |
---|---|
[18] | Delekat D, Kis A (2001) Zur gesundheitlichen Lage von Kindern in Berlin. Ergebnisse und Handlungsempfehlungen auf Basis der Einschulungsuntersuchungen 1999. Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales und Frauen, Berlin |