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Startseite > Gesundheitsberichterstattung > GBE kompakt > Text: GBE kompakt: Ausgabe 01/2011 - Grippeschutzimpfung in Deutschland [Gesundheitsberichterstattung - GBE kompakt, Februar 2011]

GBE kompakt: Ausgabe 01/2011 - Grippeschutzimpfung in Deutschland [Gesundheitsberichterstattung - GBE kompakt, Februar 2011]


[GBE kompakt 05/2010 - Armut und Gesundheit] [GBE kompakt 02/2011 - Kompetenz und Souveränität im Gesundheitswesen] [Abstrakt]
G B E
K O M P A K T Zahlen und Trends aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes
Das folgende Bild zeigt eine Ansammlung von Menschen auf einem Platz. Ende der Bildbeschreibung.  
  Kernaussagen

► Die Impfquote in der Allgemeinbevölkerung lag in der Grippesaison 2007/08 bei 31%.

► Personen ab 60 Jahre waren in der Saison 2007/08 zu 57% geimpft.

► Bei chronisch Kranken zeigte sich vor allem bei den Jüngeren eine geringe Impfquote.

► Medizinisches Personal wies niedrigere Impfquoten auf als die Allgemeinbevölkerung.

Grippeschutzimpfung in Deutschland - Ergebnisse der Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell« (GEDA) 2009

 

In Deutschland und weltweit gehen jährliche Grippewellen oft mit einer hohen Anzahl an krankheitsbedingten Arbeitsausfällen, schweren Krankheitsverläufen und auch Todesfällen einher (RKI 2010a, 2011). Die saisonale Grippe, auch Influenza genannt, wird durch Influenza-Viren verursacht. Die Grippewelle beginnt meist im Januar oder Februar und hält circa acht bis zehn Wochen an. Mit der jährlichen Grippeimpfung gegen die aktuell zirkulierenden Influenza-Viren steht eine effektive, kostengünstige und sichere Methode zur Verfügung, um sich vor einer Infektion zu schützen. Zur Verringerung der durch Grippe verursachten schweren und tödlichen Krankheitsverläufe empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Grippeimpfung für Menschen ab 60 Jahren sowie für besondere Risikogruppen. Dazu zählen Personen mit chronischen Grundkrankheiten, Personen in Alters- und Pflegeheimen, Personen mit erhöhtem beruflichem Risiko (z.B. medizinisches Personal) sowie Schwangere (RKI 2010b). Medizinisches Personal zählt zu den Zielgruppen, weil es durch den Kontakt zu gefährdeten Personen als Überträger einer Grippeinfektion fungieren kann.

Im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Ländern gibt es in Deutschland kein zentrales Impfregister. Zur Bestimmung der Impfquoten standen bisher vor allem telefonische Befragungen, Krankenkassendaten oder Haushaltsbefragungen (z.B. Mikrozensus 2003) zur Verfügung (Blank et al. 2009; Blank et al. 2008; Wiese-Posselt 2006; Reuss et al. 2010; Rehmet et al. 2002; Statistisches Bundesamt 2004). Die Daten zeigen, dass die Grippe-Impfquoten nach einem leichten Anstieg am Anfang des Jahrtausends seit 2005/06 stagnieren; in den Zielgruppen sind sogar leicht abnehmende Impfquoten in Deutschland zu beobachten (Blank et al. 2009).

Um den Erfolg von jährlichen Impfkampagnen (BZgA 2011) zu messen und diese gegebenenfalls zu optimieren, ist eine systematische Erhebung von Impfquoten notwendig. Durch den telefonischen Gesundheitssurvey »Gesundheit in Deutschland aktuell« (GEDA) der Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung am Robert Koch-Institut (www.rki.de/geda) besteht die Möglichkeit, kontinuierlich Impfquoten in der Allgemeinbevölkerung und den Zielgruppen zu erheben. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die erwachsene, deutschsprachige Wohnbevölkerung. Ein besonderer Vorteil der GEDA-Studie gegenüber anderen Telefonbefragungen zur Grippeimpfung (z.B. Blank et al. 2009; Blank et al. 2008; Wiese-Posselt 2006) besteht in der hohen Stichprobengröße von rund 21.000 Befragten. Diese ermöglicht eine detaillierte Auswertung der Grippeimpfdaten nach Zielgruppen sowie die Analyse der Zusammenhänge von Grippeimpfungen mit soziodemografischen und sozioökonomischen Faktoren. Zudem ist die GEDAS-tudie im Kontext mit den vorherigen repräsentativen Gesundheitsbefragungen des Robert Koch-Instituts (GSTel03 - GSTel07; RKI 2008) zu sehen, die durch Zeitreihen die Entwicklung der Grippeimpfquoten abbildet.

Die nachfolgend dargestellten Analysen zur Grippe-impfung basieren auf Daten der GEDA-Studie 2009 (RKI 2010c). Die Teilnehmenden wurden im Zeitraum Juli 2008 bis März 2009 nach dem Erhalt einer Grippeschutzimpfung in der vergangenen Wintersaison 2007/08 gefragt. Somit beziehen sich die nachfolgend präsentierten Daten zu den Impfquoten auf die Grippesaison 2007/08.

1/2011 2. Jahrgang

 

 

Durchimpfung steigt mit dem Alter

Die Daten der GEDA-Studie 2009 zeigen, dass sich in der Grippesaison 2007/08 ca. jeder dritte Erwachsene (31%) gegen die saisonale Grippe impfen ließ. Insgesamt waren Frauen in der Saison 2007/08 tendenziell etwas häufiger geimpft als Männer (32% vs. 30%).
Ein Vergleich der Impfquoten von sieben verschiedenen Altersgruppen zeigt, dass die Durchimpfung mit zunehmendem Alter ansteigt (Abbildung 1). Besonders deutlich steigen die Impfquoten bei Personen ab einem Alter von 60 Jahren an, also bei Personen für die die Impfung offiziell von der STIKO empfohlen wird. So erhielt etwas mehr als jede zweite Person ab 60 Jahre (57%) und knapp zwei Drittel der Personen ab 70 Jahre (65%) in der Saison 2007/08 eine Grippeschutzimpfung.

 

 

  Abbildung 1 

Die folgende Abbildung stellt den Anteil der Frauen und Männer, die eine Grippeschutzimpfung in der Saison Zweitausendsieben schräg Zweitausendacht erhalten haben mach Alter in einem Säulendiagramm dar. Die Datenbasis ist GEDA Zweitausendneun. Auf der Y Achse werden in Zehnerschritten die Prozente von 0 bis 70 gezeigt. Auf der X Achse werden folgende Altersgruppen dargestellt: 18 bis 29, 30 bis 39, 40 bis 49, 50 bis 59, 60 bis 69, 70 bis 79 und 80 und mehr. Jede Altersgruppe besteht aus zwei Säulen: Säule 1: Frauen, Säule 2: Männer. In der Altersgruppe der 18 bis 29 Jährigen liegt der Anteil bei Frauen bei etwa 18 Prozent und bei den Männer bei etwa 17 Prozent. In der Altersgruppe der 30 bis 39 Jährigen liegt der Anteil bei Frauen bei etwa 15 Prozent und bei Männer bei etwa 17 Prozent, in der Altersgruppe der 40 bis 49 Jährigen bei etwa 18 Prozent bei Frauen und 21 Prozent bei Männern, in der Altersgruppe der 50 bis 59 Jährigen bei Frauen bei etwa 29 Komma 8 Prozent und bei Männer bei etwa 29 Komma 7 Prozent, in der Altersgruppe der 60 bis 69 Jährigen bei Frauen bei etwa 49 Prozent und bei Männer bei etwa 45 Prozent, in der Altersgruppe der 70 bis 79 Jährigen bei Frauen bei etwa 65 Prozent und bei Männer bei etwa 62 Prozent und in der Altersgruppe der über 80 Jährigen bei Frauen bei etwa 68 Prozent und bei Männer bei etwa 67 Prozent. Insgesamt waren Frauen tendenziell häufiger geimpft als Männer. Die Durchimpfung steigt mit zunehmendem Alter an. Besonders deutlich steigen die Impfquoten bei Personen ab einem Alter von 60 Jahren an, also bei Personen für die die Impfung offiziell von der S T I K O empfohlen wird. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus G B E Kompakt, Ausgabe 1 aus Zweitausendelf Grippeschutzimpfung in Deutschland - Ergebnisse der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell Klammer auf GEDA Klammer zu Zweitausendneun, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.
Weitere/aktuellere Informationen zu dieser Grafik finden Sie hier:
  • Grippe-Impfung (2009-2012, 2014/2015)

 

 

 

Höhere Impfquoten im Osten

Auch fast zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland bestehen bei der Akzeptanz der Grippeschutzimpfung in der Bevölkerung noch deutliche Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern (RKI 2009). Die Impfquote in der Allgemeinbevölkerung lag in der Saison 2007/08 mit durchschnittlich 43% in den neuen Bundesländern (inklusive Berlin) höher als in den alten Bundesländern mit 28%. Das bedeutet bei Kontrolle für Alter, dass Personen, die in den neuen Bundesländern leben, doppelt so häufig gegen Grippe geimpft wurden (OR= 2,1, 95%-KI=1,9 bis 2,3). In der Altersgruppe der ab 60-Jährigen wurde die höchste Impfquote in Brandenburg (77%) und die niedrigste in Rheinland-Pfalz (39%) erzielt (Abbildung 2).
Die Daten zeigen, dass es sowohl bei den ab 60-Jährigen als auch bei den unter 60-Jährigen eine Ost-West-Differenz gab. So waren die jüngeren Personen in den neuen Bundesländern doppelt so häufig geimpft wie Gleichaltrige in den alten Bundesländern (OR=2,0, 95%-KI=1,8 bis 2,2), bei den ab 60-Jährigen betrug das Verhältnis 2,3:1 (OR=2,3, 95%-KI=2,0 bis 2,7). Mit der höheren Impfquote der Frauen und Männer in den neuen Bundesländern scheint sich eine größere Impfakzeptanz in der erwachsenen Bevölkerung in diesen Regionen widerzuspiegeln (RKI 2009).

 

 

  Abbildung 2 

Die folgende Abbildung stellt die Impfquoten bei den ab 60 Jährigen in der Saison Zweitausendsieben schräg Zweitausendacht nach Bundesländern in Form einer Deutschlandkarte unterteilt in die einzelnen Bundesländern dar. Datenbasis ist GEDA Zweitausendneun. Es werden farblich fünf unterschiedliche Anzahlen gezeigt: Fläche 1 kleiner als 40 Prozent, Fläche 2 40 bis kleiner 50 Prozent, Fläche 3: 50 bis kleiner 60 Prozent, Fläche 4: 60 bis kleiner 70 Prozent, Fläche 5 größer gleich 70 Prozent. In Rheinland Pfalz ist die Quote bei weniger als 40 Prozent, In den Bundesländern Hessen, Saarland und Bayern liegt die Quote bei 40 bis kleiner 50 Prozent. 50 bis kleiner 60 Prozent werden in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg erreicht. In Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin liegt die Quote bei 60 bis kleiner 70 Prozent. Größer gleich 70 Prozent werden in den restlichen neuen Bundesländern Sachsen Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Sachsen erreicht. Daraus kann man deutlich erkennen, dass die Impfquoten in den neuen Bundesländern mit 43 Prozent deutlich höher ist als in den alten Bundesländern mit 28 Prozent. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus G B E Kompakt, Ausgabe 1 aus Zweitausendelf Grippeschutzimpfung in Deutschland - Ergebnisse der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell Klammer auf GEDA Klammer zu Zweitausendneun, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.

 

 

 

WHO-Ziel bei Älteren noch nicht erreicht

Da ältere Menschen ein erhöhtes Risiko für schwere, mitunter auch tödliche Verläufe einer Grippeinfektion haben, wird die Grippeimpfung in Deutschland für Personen ab einem Alter von 60 Jahren empfohlen. Die Zielsetzung der WHO, Influenza-Impfquoten von 75% bei älteren Menschen bis zum Jahr 2010 zu erreichen (WHO 2005), ist mit einer Impfquote von 57% in der Saison 2007/08 (Tabelle 1) noch nicht erfüllt.


 

 

Tabelle 1 

Anteil der Frauen und Männer, die in der Saison 2007/2008 eine Grippe-schutzimpfung erhalten haben, nach Zielgruppen (Prozent, 95%-Konfidenzintervalle)
Datenbasis: GEDA 2009


    Personen ≥ 60 Jahre  Chronisch Kranke  Medizinisches Personal 
  % 
(95%-KI) 
% 
(95%-KI) 
% 
(95%-KI) 
   Frauen 58,5 
(55,6 bis 61,3)
44,5 
(42,0 bis 47,0)
21,1 
(18,1 bis 24,4)
 Männer 54,3 
(51,0 bis 57,5)
43,0 
(40,2 bis 45,9)
24,6 
(17,7 bis 33,1)
 Gesamt 56,6 
(54,5 bis 58,8)
43,8 
(41,9 bis 45,7)
21,9 
(19,0 bis 25,1)

 

 

Lediglich die Durchimpfung gegen Grippe bei den ab 60-Jährigen in den neuen Bundesländern - dort wurde eine Impfquote von knapp über 70% erzielt - kam dicht an das WHO-Ziel heran. Insgesamt waren Personen mit einer altersbedingten Impfindikation unter den untersuchten Zielgruppen diejenigen mit der höchsten Durchimpfung. Dies kann u.a. in Zusammenhang mit einer erhöhten Inanspruchnahme des Gesundheitswesens in der höheren Altersgruppe stehen (Bergmann et al. 2005). Frauen waren bei den ab 60-Jährigen tendenziell häufiger geimpft als Männer (59% vs. 54%).

 

 

Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA)
Datenhalter: Robert Koch-Institut
Ziele: Bereitstellung aktueller Daten zu gesundheitsbezogenen Themen, Analyse zeitlicher Entwicklungen und Trends
Erhebungsmethode: Computerunterstützte telefonische Befragung (CATI)
Grundgesamtheit: 18-jährige und ältere Wohnbevölkerung Deutschlands
Stichprobe: 21.262 Frauen und Männer
Kooperationsrate: 51,2%
Untersuchungszeitraum: Juli 2008 bis Juni 2009
Grippe-Impfquoten: Insgesamt wurden Angaben von 15.552 Personen, die von Studien-beginn bis zum 31.03.2009 befragt wurden, zur Bestimmung der Impfquoten der Grippesaison 2007/08 ausgewertet

 

 

 

Impfempfehlung für chronisch Kranke erreicht nicht die Jüngeren

Das Vorliegen bestimmter chronischer Grundkrankheiten stellt eine Indikation für eine Grippeimpfung dar. Personen mit bestimmten Grundkrankheiten sind für schwere Krankheitsverläufe einer Grippeinfektion besonders gefährdet. Die umfassende Erhebung von Daten zum Gesundheitszustand der befragten Personen in der GEDA-Studie 2009 erlaubte eine Auswertung speziell für die Zielgruppe der chronisch Kranken. In Anlehnung an die in den STIKO-Empfehlungen (RKI 2010b) angeführten Beispiele für chronische Grundkrankheiten, wurden hier Personen als chronisch krank eingestuft, die in der Befragung angegeben haben unter chronischen Herz-Kreislaufkrankheiten, Leber- und Nierenkrankheiten, Atemwegserkrankungen, Stoffwechsel- oder Krebskrankheiten zu leiden.
44% der chronisch Kranken erhielten in der Saison 2007/08 eine Grippeimpfung (Tabelle 1). Frauen waren wieder etwas haufiger geimpft als Manner. Wahrend nur 18% bei den 18- bis 29-jahrigen chronisch Kranken geimpft waren, betrug der Anteil der Geimpften bei chronisch Kranken mit zusatzlicher Altersindikation (≥ 60 Jahre) 63%. Dies lasst darauf schliesen, dass die Grippeimpfempfehlung gerade bei jungeren Patientinnen und Patienten mit chronischer Grundkrankheit nur unzureichend umgesetzt wird.

 

 

Besonders geringe Durchimpfung bei medizinischem Personal

Unter den für die Saison 2007/08 interviewten Personen befanden sich auch 768 Personen, die im medizinischen Bereich tätig waren. Zu dieser Personengruppe zählen beispielsweise Ärztinnen und Ärzte (inklusive Zahnmedizin), Arzthelferinnen und -helfer, Krankenpflegerinnen und -pfleger oder auch Physiotherapeutinnen und -therapeuten. Der Anteil von medizinischem Personal lag in der Gesamtstichprobe der GEDA-Studie bei 4,7%. Dies entspricht in etwa dem Anteil des medizinischen Personals an der erwachsenen deutschen Bevölkerung (Statistisches Bundesamt 2010). Die Impfquote des medizinischen Personals lag bei 22% (Tabelle 1). Auffällig ist, dass im Gegensatz zu der Gruppe der älteren Personen sowie der chronisch Kranken bei medizinischem Personal die Männer häufiger geimpft waren als die Frauen (Tabelle 1). Ärztinnen und Ärzte waren mit einer Impfquote von rund 29% häufiger geimpft als pflegendes medizinisches Personal, das eine Impfquote von rund 22% aufwies. Insgesamt hatte medizinisches Personal nicht nur die mit Abstand geringste Impfquote unter den drei untersuchten Zielgruppen, es war auch signifikant weniger häufig geimpft als die Allgemeinbevölkerung.

 

 

Diskussion und Ausblick

Eine jährliche Impfung ist die wichtigste Präventionsmaßnahme um sich gegen Grippe zu schützen. Die vorliegenden Analysen der GEDA-Studie 2009 zeigen, dass die Grippedurchimpfung trotz jährlicher Impfkampagnen in Deutschland in den empfohlenen Zielgruppen weiterhin zu niedrig ist. Nur etwas mehr als zwei von fünf Personen (44%), die mindestens einer der von der STIKO empfohlenen Zielgruppen angehörten, waren in der untersuchten Saison 2007/08 gegen saisonale Grippe geimpft. Die Impfquoten stiegen mit dem Alter an, erreichten jedoch auch bei Personen ab 60 Jahren, für die eine Impfung durch die STIKO empfohlen wird, nicht die gewünschte Zielmarke von 75%. Insbesondere bei Personen, die unabhängig vom Alter durch eine vorbestehende Grundkrankheit ein besonders hohes Risiko haben, einen schweren Krankheitsverlauf zu entwickeln sowie für medizinisches Personal, besteht ein deutlicher Bedarf zur Steigerung der Impfquoten.
In den letzten Jahren konnten in Deutschland stagnierende, in den Zielgruppen sogar leicht abnehmende Impf-quoten beobachtet werden (Blank et al. 2009). Die Entwicklung der Grippeimpfquoten der letzten Jahre zeigt, dass diese zum Teil erheblich von externen Faktoren, wie zum Beispiel der Diskussion um Vogelgrippe (H5N1-Virus) oder der sogenannten Schweinegrippe (pandemisches H1N1-Virus 2009), beeinflusst werden. So sind beispielsweise die beobachteten hohen Impfquoten in der Allgemeinbevölkerung von 33% in der Saison 2005/06 vermutlich auf die intensive Grippe-Berichterstattung in den Medien zur Vogelgrippe im Jahr 2005 zurückzuführen (Blank et al. 2008).
Besonders niedrige Impfquoten wurden in der GEDA-Studie 2009 beim medizinischem Personal beobachtet. Diese Ergebnisse sind konsistent mit anderen Unter-suchungen, in denen eine niedrige Durchimpfung bei dieser Zielgruppe berichtet wurde. In einer Studie, die die Grippeimpfquoten der fünf bevölkerungsstärksten EU-Staaten verglich, wurde für Deutschland eine Impfquote von 17% für medizinisches Personal in der Saison 2007/08 gefunden (Blank et al. 2009). Die Impfquoten in dieser Zielgruppe sollten unbedingt erhöht werden, da Personen, die im medizinischen Bereich arbeiten, durch den Kontakt zu Grippeerkrankten stärker gefährdet sind, sich selbst mit dem Virus anzustecken. Des Weiteren kann medizinisches Personal als Ansteckungsquelle für die von ihnen betreuten und möglicherweise besonders gefährdeten, ungeimpften Patientengruppen fungieren. Medizinisches Personal nimmt darüber hinaus eine Schlüsselposition ein, wenn es darum geht, an die jährliche Grippeimpfung zu erinnern, den Nutzen und die Risiken der Impfung zu erklären und damit eine Entscheidungshilfe für Patientinnen und Patienten zu geben.
Wie in anderen Studien zuvor (z.B. Wiese-Posselt et al. 2006; Rehmet et al. 2002), wurden auch in der GEDA-Studie 2009 signifikant höhere Grippeimpfquoten bei Personen, die in den neuen Bundesländern leben, beobachtet. Die Ost-West-Unterschiede zeigen sich sowohl bei den ab 60-Jährigen als auch bei den jüngeren Personen. Die deutlich höhere Akzeptanz der Grippeimpfung in den neuen Bundesländern lässt sich möglicherweise als »Nachwirkung« der staatlich organisierten Impfprävention in der DDR verstehen. Die Grippeimpfung wurde in der DDR für Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung oder mit Gefährdung durch Exposition sowie für die arbeitende Bevölkerung empfohlen. Hierbei wurde die vollständige Impfung dieser Personengruppen angestrebt (RKI 2009; Dittmann, Thilo 1986).
Um eine Steigerung der Grippeimpfquoten in Deutschland zu erreichen, ist es notwendig, zielgruppenorientierte Impfkampagnen zu implementieren oder bestehende Kampagnen weiter auszubauen. Grundlage solcher Kampagnen ist die kontinuierliche und verlässliche Information der Bevölkerung über die Grippe und Schutzimpfungen. Ein besonders Erfolg versprechender Ansatz zur Steigerung der Impfquoten ist es, medizinisches Personal als zentrale Multiplikatoren für das Thema Grippeschutzimpfung zu sensibilisieren (Wortberg et al. 2009). Beispielsweise könnten bestehende Aufklärungskampagnen für medizinisches Personal (z.B. im Rahmen der Impfkampagne »Wir kommen der Grippe zuvor«, BZgA 2011) weiter ausgebaut werden. Untersuchungen zeigen, dass der ärztliche Rat, sich gegen Grippe impfen zu lassen, die stärkste Motivation für eine erhaltene Impfung ist (Wiese-Posselt et al. 2006).
Als Grundlage für eine effiziente Maßnahmenplanung ist es unerlässlich, den Erfolg solcher Kampagnen mit einer hierfür geeigneten Methode auf einer jährlichen Basis zu evaluieren. Repräsentative Telefonbefragungen wie die GEDA-Studie können hierzu genutzt werden. Sie liefern wertvolle, schnell verfügbare Daten zum Impfstatus von Erwachsenen und ermöglichen darüber hinaus die Verknüpfung von Impfdaten mit soziodemografischen Merkmalen für vertiefende Analysen. Daraus können Hinweise auf mögliche Barrieren, die hohe Impfquoten verhindern, und mögliche Anknüpfungspunkte für zielgerichtete Interventionen abgeleitet werden.

 

 

 

Merle Böhmer, Dietmar Walter
Robert Koch-Institut,
Fachgebiet Impfprävention Abteilung für Infektionsepidemiologie

unter Mitarbeit des Fachgebiets Gesundheitsmonitoring/Datenerhebungen Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung

 

 

Weitere nützliche Links:

Rund um das Thema Impfen informiert die BZgA unter:
http://www.impfen-info.de

 

Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zur saisonalen Influenzaimpfung:
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/FAQ/InfluenzaSaisonalPandemisch/faq__tab.html
(Stand: 02.12.2010)

 

Arbeitsgemeinschaft Influenza:
http://www.influenza.rki.de

 

 

Literatur

 Bergmann E, Kalcklösch M, Tiemann F (2005) Inanspruchnahme des Gesundheitswesens: Erste Ergebnisse des telefonischen Gesundheitssurveys 2003. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 48(12): 1.365 bis 1.373

  Blank PR, Schwenkglenks M, Szucs TD (2009) Disparities in influenza vaccination coverage rates by target group in five European countries: trends over seven consecutive seasons. Infection 37(5):390 to 400

  Blank PR, Freiburghaus AU, Ruf BR et al. (2008) Trends in influenza vaccination coverage rates in Germany over six seasons from 2001/02 to 2006/07. Med Klin 103(11): 761 to 768

 Bundeszentrale für gesundheitliches Aufklärung (BZgA) Impfkampagne »Wir kommen der Grippe zuvor«. BZgA, Köln
http://www.bzga.de/themenschwerpunkte/grippeschutzimpfung
(Stand: 19.01.2011)

 Dittmann S, Thilo W (1986) Vademekum für Impfärzte. Gustav Fischer Verlag, Jena

  Rehmet S, Ammon A, Pfaff G et al. (2002) Cross-sectional study on influenza vaccination, Germany,1999 to 2000. Emerg Infect Dis 8(12): 1.442 to 1.447

 Reuss AM, Walter D, Feig M et al. (2010) Influenzaimpfquoten der Saisons 2004/05, 2005/06 und 2006/07: Eine Sekundärdaten- analyse von Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen.
Deutsches Ärzteblatt 107(48): 845 bis 850
http://www.aerzteblatt.de
(Stand: 19.01.2011)

 Robert Koch-Institut (2008) Bisherige Telefonsurveys am RKI (GSTel03 bis 07). RKI, Berlin
http://www.rki.de
(Stand: 19.01.2011)

 Robert Koch-Institut (Hrsg) (2009) Impfen. In: 20 Jahre nach dem Fall der Mauer: Wie hat sich die Gesundheit in Deutschland entwickelt? Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin, S. 169 bis 175
http://www.rki.de
(Stand: 19.01.2011)

 Robert Koch-Institut (Hrsg) (2010a) Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland Saison 2009/10. RKI, Berlin
http://influenza.rki.de/Saisonberichte
(Stand: 19.01.2011)

 Robert Koch-Institut (Hrsg) (2010b) Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut/Stand: Juli 2010. Epidemiologisches Bulletin 30: 279 bis 298 http://www.rki.de
(Stand: 19.01.2011)

 Robert Koch-Institut (Hrsg) (2010c) Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell 2009«. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin
http://www.rki.de
(Stand: 19.01.2011)

 Robert Koch-Institut (Hrsg) (2011) RKI-Ratgeber Influenza. RKI, Berlin
http://www.rki.de
(Stand: 10.01.2011)

 Statistisches Bundesamt (2004) Fragen zur Gesundheit. Mikrozensus 2003-Grippeschutzimpfung seit Ende April 2002. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden
http://www-ec.destatis.de
(Stand: 19.01.2011)

 Statistischen Bundesamt (2010) Gesundheitspersonal nach Berufen. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden
http://www.destatis.de
(Stand: 19.01.2011)

  Wiese-Posselt M, Leitmeyer K, Hamouda O et al. (2006) Influenza vaccination coverage in adults belonging to defined target groups, Germany,2003/2004. Vaccine 24(14): 2.560 to 2.566

  World Health Organization (2005) Influenza vaccines-WHO position paper. Weekly Epidemiological Record 33: 279 to 287
http://who.int
(Stand: 19.01.2011)

 Wortberg S, Walter D, Knesebeck M et al. (2009) Niedergelassene Ärzte als Multiplikatoren der Influenzaimpfung bei älteren Menschen, chronisch Kranken und medizinischem Personal. Ergebnisse einer bundesweiten Repräsentativbefragung im Rahmen der nationalen Influenza-Impfkampagne. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 52(10): 945 bis 52

 

 

Impressum

GBE kompakt

 

Herausgeber

Robert Koch-Institut
Nordufer 20
13353 Berlin

 

Redaktion

Dr. Christine Hagen,
Dr. Livia Ryl
Robert Koch-Institut
Abt. Epidemiologie und
Gesundheitsberichterstattung
General-Pape-Straße 62
12101 Berlin
Tel.: 0 30 18 / 7 54 - 34 00
E-Mail: gbe@rki.de
www.rki.de/gbe

 

Zitierweise

Böhmer M, Walter D (2011)
Grippeschutzimpfung in Deutschland: Ergebnisse des telefonischen Gesundheitssurveys GEDA 2009.
Hrsg. Robert Koch-Institut Berlin.
GBE kompakt 2(1)
www.rki.de/gbe-kompakt
(Stand:03.02.2011)

 

 

ISSN 2.191 - 4.974

 

 

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit


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