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Startseite > Gesundheitsberichterstattung > GBE kompakt > Text: GBE kompakt: Ausgabe 01/2012 - Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Gesundheit [Gesundheitsberichterstattung - GBE kompakt, März 2012]

GBE kompakt: Ausgabe 01/2012 - Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Gesundheit [Gesundheitsberichterstattung - GBE kompakt, März 2012]


[GBE kompakt 07/2011 - Psychische Gesundheit und gesunde Lebensweise] [GBE kompakt 02/2012 - Demografische Alterung] [Abstrakt]
G B E
K O M P A K T Zahlen und Trends aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes
Das folgende Bild zeigt eine Ansammlung von Menschen auf einem Platz. Ende der Bildbeschreibung.  
 
 
 
  Kernaussagen

► Arbeitslose sind häufiger krank und sterben früher.

► Arbeitslose und prekär Beschäftigte haben mehr gesundheitliche Beschwerden.

► Die psychische Gesundheit wird durch Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung besonders beeinträchtigt.

► Krankheiten können sowohl Folge als auch Ursache von Arbeitslosigkeit sein.

Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Gesundheit

 

Im Jahr 2011 lag die Arbeitslosenquote in Deutschland bei 7,1% und damit so niedrig wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Je weniger Menschen arbeitslos sind, desto mehr läuft diese Gruppe Gefahr, aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit zu geraten. Arbeitslosigkeit und ihre individuellen Folgen sollten aber aus Sicht der Gesundheitswissenschaften auch weiterhin ein zentrales Thema für Forschung und Gesundheitsförderung bleiben.

Die Ergebnisse vieler Studien verdeutlichen, dass Arbeitslose im Vergleich zu Erwerbstätigen einen schlechteren Gesundheitszustand haben (Berth et al. 2008, Brenner 2006, Elkeles 1999, Hanisch 1999, Lampert et al. 2011, RKI 2003, Weber et al. 2007). Der Eintritt in die Arbeitslosigkeit hat in der Regel erhebliche Auswirkungen auf die Lebensführung der Betroffenen. Sie verlieren einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens und müssen sich an die Vorgaben der Arbeitsagentur halten. Die immateriellen Verluste wiegen ebenfalls schwer; etwa der Verlust fester Tages- und Zeitstrukturen oder von an den Arbeitsplatz gebundenen Kontakten zu Kolleginnen und Kollegen (Brief et al. 1995, Creed, Macintyre 2001, Fryer 1986, Jahoda 1983, Janlert, Hammarstrom 2009, Warr 1987).

Außerdem verringert sich das an den Beruf gebundene soziale Prestige mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit. Diese mit der Arbeitslosigkeit assoziierten Belastungen können psychosozialen Stress erzeugen und gesundheitsriskantes Verhalten sowie das Auftreten von Erkrankungen begünstigen. So ist vielfach dokumentiert, dass insbesondere psychische Erkrankungen, wie Depressionen und Angststörungen, bei Arbeitslosen vermehrt auftreten (Hollederer 2003, RKI 2003). Erwerbstätige mit chronischen Gesundheitsproblemen haben zudem ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko, während Arbeitslose mit Gesundheitsproblemen schlechtere Chancen auf eine Wiederbeschäftigung haben (Arrow 1996, Voss et al. 2004, Weber et al. 2007).

In der Folge kumulieren bei Langzeitarbeitslosen häufig soziale und gesundheitliche Probleme. Dieser Mechanismus ist besonders in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs von Bedeutung, in denen Langzeitarbeitslose mit Gesundheitsproblemen trotz guter Rahmenbedingungen häufig keine Beschäftigung finden. Arbeitslosigkeit wirkt sich dadurch in Wachstumsperioden besonders belastend auf die Betroffenen aus (Novo et al. 2001, Scanlan, Bundy 2009). Die Verhinderung der negativen gesundheitlichen Konsequenzen der Arbeitslosigkeit stellt somit eine wichtige Aufgabe für die Prävention und Gesundheitsförderung in Deutschland dar und kann dazu beitragen, die Wiederbeschäftigungschancen von Arbeitslosen zu verbessern.

Neben der Arbeitslosigkeit selbst rückt in den letzten Jahren zunehmend auch die Bedrohung der Beschäftigungssicherheit in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Ungeachtet der allgemeinen Erholung auf dem deutschen Arbeitsmarkt,

1/2012 3. Jahrgang

 

hat der Anteil von nicht regulären Arbeitsverhältnissen in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen (Bispinck, Schulten 2011). Immer mehr Erwerbstätige in Deutschland sind prekär beschäftigt. Als prekär beschäftigt gelten Erwerbstätige, die keine unbefristeten, sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten ausüben oder ihre eigene Beschäftigung als gefährdet wahrnehmen (Ferrie 2006). Prekär beschäftigte Frauen und Männer haben häufig befristete Verträge, sind für Zeitarbeitsfirmen tätig oder beziehen sehr niedrige Löhne und Gehälter.

Diese Tendenzen sind auch für die Gesundheitsforschung relevant, da nicht nur die Arbeitslosigkeit selbst, sondern bereits die subjektiv wahrgenommene Bedrohung der Beschäftigungssicherheit gesundheitsschädlichen Stress erzeugen kann (Dragano, Siegrist 2006, Ferrie 2006, Zok 2006). So weisen die Ergebnisse von Langzeitstudien darauf hin, dass sich die Unsicherheit des Arbeitsplatzes negativ auf die psychische Gesundheit auswirkt, während sie sich nach dem Wechsel in sichere Beschäftigungsverhältnisse wieder signifikant verbessert (Ferrie 2006).

In diesem Beitrag werden aktuelle Ergebnisse zum Zusammenhang von Arbeitslosigkeit, prekärer Beschäftigung und Gesundheit vorgestellt. Dazu werden Daten aus der Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell« (GEDA) für das Jahr 2010 herangezogen, die im Rahmen des Gesundheitsmonitorings am Robert Koch-Institut durchgeführt wurde (Kurth et al. 2009). Die Daten werden um ausgewählte Befunde aus der amtlichen Statistik und der Krankenversicherungsstatik ergänzt. Für die Analysen werden Angaben von 14.693 Frauen und Männern im Alter zwischen 18 und 64 Jahren verwendet, die zum Befragungszeitpunkt entweder erwerbstätig oder arbeitslos waren.

 

 

  Abbildung 1 

Die folgende Abbildung stellt die Lebenserwartung bei Geburt und Arbeitslosenquote 2008 nach Geschlecht in einem Liniendiagramm dar. Quelle ist die Regionaldatenbank I N K A R Zweitausendzehn. Auf der Y Achse werden in Zweierschritten die mittlere Lebenserwartung von 74 bis 86 in Jahren gezeigt. Auf der X Achse wird in Einerschritten die Arbeitslosenquote von 1 bis 14 in Prozent dargestellt. Es wird auf der Ebene aller 96 Raumordnungsregionen in Deutschland im Jahr Zweitausendacht dargestellt, dass ein Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Lebenserwartung bei Geburt besteht. Die Raumordnungsregionen sind Regionen innerhalb von Bundesländern, die mehrere Städte und Landkreise zusammenfassen. Auf Ebene dieser Regionen ist die Arbeitslosenquote signifikant mit der Lebenserwartung von Männern und Frauen assoziiert. Bei Frauen sinkt die Lebenserwartung mit jedem Prozentpunkt, den die Arbeitslosenquote zunimmt, um etwa einen Monat. Bei Männern liegt der entsprechende Wert bei drei Monaten. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis, falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus G B E Kompakt, Ausgabe 1 aus Zweitausendundzwölf, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Gesundheit, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.

 

 

Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA)

Datenhalter: Robert Koch-Institut
Ziele: Bereitstellung aktueller Daten zu gesundheitsbezogenen Themen, Analyse zeitlicher Entwicklungen und Trends
Erhebungsmethode: Computerunterstützte telefonische Befragung (CATI)
Grundgesamtheit: 18-jährige und ältere Wohnbevölkerung Deutschlands
Stichprobe: 22.050 Frauen und Männer
Kooperationsrate: 55,8%
Untersuchungszeitraum: September 2009 bis Juli 2010
   

 

 

Arbeitslosigkeit beeinflusst die Lebenserwartung

Befunde verschiedener nationaler und internationaler Studien zeigen, dass Arbeitslosigkeitserfahrungen bei Frauen und Männern mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert sind (Grobe 2006, Martikainen, Valkonen 1996, Voss et al. 2004). So haben Personen mit Arbeitslosigkeitserfahrungen eine insgesamt höhere Sterblichkeit und ein erhöhtes Risiko für den Tod in Folge eines Suizides oder ungeklärter äußerer Ursachen. Die vorliegenden Befunde werden dahingehend interpretiert, dass die Beziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Mortalität über verringerte soziale Ressourcen und psychosozialen Stress sowie die daraus resultierende Entwicklung von Angststörungen und depressiven Erkrankungen vermittelt wird.

In Abbildung 1 ist auf der Ebene aller 96 Raumordnungsregionen in Deutschland im Jahr 2008 dargestellt, dass ein Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Lebenserwartung bei Geburt besteht. Raumordnungsregionen sind Regionen innerhalb von Bundesländern, die mehrere Städte und Landkreise zusammenfassen. Sie bestehen in der Regel aus einer größeren Stadt als wirtschaftlichem Zentrum und ihrem ländlichen Umland. Die Daten der 96 deutschen Raumordnungsregionen stammen aus der amtlichen Regionaldatenbank INKAR 2010 (BBR 2010).

Auf Ebene der Raumordnungsregionen ist die Arbeitslosenquote signifikant mit der Lebenswartung von Frauen und Männern assoziiert. Bei Frauen sinkt die Lebenserwartung mit jedem Prozentpunkt, den die Arbeitslosenquote zunimmt, um etwa einen Monat. Bei Männern liegt der entsprechende Wert bei drei Monaten. Zwischen der Region mit der höchsten und der mit niedrigsten Arbeitslosenquote bestand eine Differenz von 0,6 Jahren bei Frauen und 2,4 Jahren bei Männern.

 

 

Arbeitslose sind häufiger krank

Arbeitslose Frauen und Männer sind von vielen Beschwerden und Krankheiten häufiger betroffen als Erwerbstätige des gleichen Alters (RKI 2003). Hinweise liefert etwa die Arbeitsunfähigkeitsstatistik der gesetzlichen Krankenkassen. Der Gesundheitsreport der Betriebskrankenkassen (BKK) aus dem Jahr 2010 zeigt, dass arbeitslose Frauen im Jahr 2009 mit durchschnittlich 22,8 Tagen deutlich häufiger arbeitsunfähig waren, als weibliche Angestellte mit 12,4 Tagen. Bei Männern betragen die entsprechenden Werte 19,5 und 9,7 Tage.

 

 

Erfassung von Arbeitslosigkeit und prekärer Beschäftigung in GEDA 2010

Die Erfassung basiert auf der Selbsteinstufung von Befragten, die entweder erwerbstätig oder arbeitslos sind. Nichterwerbstätige wurden aus den Analysen ausgeschlossen (24,1% der Frauen und 13,1% der Männer in GEDA 2010). Das subjektive Messkonzept berücksichtigt, dass auch Personen, die nicht arbeitslos gemeldet sind, auf der Suche nach einer Vollzeitoder Teilzeitbeschäftigung sein können. Die Befragten werden in vier Gruppen eingeteilt:

  1. Personen, die Voll- oder Teilzeit erwerbstätig sind und ihre Weiterbeschäftigung nicht als gefährdet einschätzen (77,2% der Frauen und 82,8% der Männer),
  2. Personen, die ihre Beschäftigungssicherheit als gefährdet ansehen (12,5% der Frauen und 9,7% der Männer),
  3. Arbeitslose, die weniger als 12 Monate arbeitslos sind (4,0% der Frauen und 3,8% der Männer) und
  4. Arbeitslose, die bereits 12 Monate oder länger arbeitslos sind oder Arbeitslosengeld II beziehen (6,3% der Frauen und 3,7% der Männer).

 

 

In Abbildung 2 ist das Verhältnis der gemeldeten Krankheitstage von arbeitslosen und angestellten Frauen und Männern nach Diagnosen differenziert dargestellt. Dabei zeigt sich, dass Arbeitslose vor allem von psychischen und Verhaltensstörungen, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten, Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems sowie von Krankheiten des Nervensystems stärker betroffen sind.

 

 

  Abbildung 2 

Die folgende Abbildung stellt die Arbeitsunfähigkeitstage von Arbeitslosen im Vergleich zu Angestellten Zweitausendneun nach Geschlecht in einem Balkendiagramm dar. Datenbasis ist der B K K Gesundheitsreport Zweitausendzehn. Auf der X Achse werden in Fünfzigerschritten das Verhältnis der A U Tage von Arbeitslosen zu Angestellten in Prozent von 0 bis 400 dargestellt. Auf der Y Achse werden folgende 15 verschieden Krankheitsbereiche gezeigt: Jeder Bereich besteht aus zwei Säulen, Säule 1 Frauen und Säule 2 Männer. Psychische und Verhaltensstörungen mit etwa 350 Prozent Frauen und etwa 380 Prozent Männer; Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten mit etwa 225 Prozent Frauen und etwa 325 Prozent Männer; Krankheiten des Muskel Skelett Systems mit etwa 280 Prozent Frauen und 310 Prozent Männer; Krankheiten des Nervensystems mit etwa 220 Prozent Frauen und etwa 280 Prozent Männer; Krankheiten des Kreislaufsystems mit etwa 210 Prozent Frauen und etwa 225 Prozent Männer; Neubildungen mit etwa 160 Prozent Frauen und etwa 210 Prozent Männer; Krankheiten der Haut und der Unterhaut mit etwa 160 Prozent Frauen und etwa 190 Prozent Männer; Verletzungen und Vergiftungen mit etwa 140 Prozent Frauen und etwa 170 Prozent Männer; Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen mit etwa 125 Prozent Frauen und etwa 140 Prozent Männer; Krankheiten des Urogenitalsystems mit etwa 110 Prozent Frauen und etwa 210 Prozent Männer; Krankheiten des Auges mit etwa 140 Prozent Frauen und etwa 150 Prozent Männer; Krankheiten des Verdauungstraktes mit etwa 125 Prozent Frauen und etwa 125 Prozent Männer; Krankheiten des Ohres mit etwa 110 Prozent Frauen und etwa 130 Prozent Männer; Infektiöse und parasitäre Krankheiten mit etwa 115 Prozent Frauen und etwa 125 Prozent Männer; Krankheiten des Atmungssystems mit etwa 120 Prozent Frauen und etwa 120 Prozent Männer. Es zeigt sich somit, dass Arbeitslose am meisten an psychischen und Verhaltensstörungen leiden. Gleich danach folgen Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten. Krankheiten des Muskel Skelett Systems und des Nervensystems. Am wenigsten liegen Krankheiten der Atmungsorgane vor. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis, falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus G B E Kompakt, Ausgabe 1 aus Zweitausendundzwölf, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Gesundheit, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.

 

 

 

 

Mehr gesundheitliche Beschwerden bei Arbeitslosen und prekär Beschäftigten

In der GEDA-Studie 2010 werden Beeinträchtigungen des seelischen Befindens sowie der körperlichen Gesundheit auch unabhängig von einer Krankmeldung beim Arzt erfasst. Zudem wird erfasst, inwiefern sich diese Beeinträchtigungen auf die Alltagsaktivitäten der Befragten auswirken. Im Einklang mit den Abrechnungsdaten der Krankenkassen wird deutlich, dass Arbeitslose von diesen Beeinträchtigungen häufiger betroffen sind als Erwerbstätige (Kroll, Lampert 2011a, Lange, Lampert 2005).

In Abbildung 3 ist die durchschnittliche Anzahl von Tagen mit Beeinträchtigungen in den letzten vier Wochen vor der Befragung differenziert nach dem Erwerbsstatus dargestellt. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Zeiten mit Beeinträchtigung der körperlichen Gesundheit, des seelischen Befindens und der Ausübung der Alltagsaktivitäten bei Unsicherheit der Beschäftigung und mit der Dauer der Arbeitslosigkeit sukzessive zunehmen. In weiterführenden Analysen wurde die Dauer von Beeinträchtigungen für Altersunterschiede zwischen den Befragten kontrolliert.

Nach Berücksichtigung von Altersunterschieden geben prekär beschäftigte Frauen 35% mehr Tage mit körperlichen Beschwerden an als sicher beschäftigte Frauen. Bei arbeitslosen Frauen, die weniger als ein Jahr arbeitslos sind, ist die Anzahl um 63% und bei Langzeitarbeitslosen sogar um 105% erhöht. Für Männer betragen die entsprechenden Differenzen zu sicher beschäftigten Erwerbstätigen 49%, 83% und 145%. Vergleichbare Differenzen zeigen sich auch für Tage mit Beeinträchtigung des seelischen Befindens und Tage, an denen Alltagsaktivitäten aufgrund gesundheitlicher Probleme beeinträchtigt sind.

 

 

  Abbildung 3 

Die folgende Abbildung stellt die Tage mit Beeinträchtigung des körperlichen und seelischen Befindens und daraus folgende Beeinträchtigungen bei Alltagsaktivitäten in den letzten vier Wochen, nach Erwerbssituation und Geschlecht in einem Balkendiagramm dar. Datenbasis ist GEDA Zweitausendzehn. Auf der Y Achse werden in Einerschritten die Anzahl der Tage von 0 bis 10 gezeigt. Auf der X Achse werden die verschiedenen Beeinträchtigungen bei Frauen und Männern dargestellt: Frauen körperlich, Frauen seelisch, Frauen funktional, Männer körperlich, Männer seelisch, Männer funktional. Jede Beeinträchtigung besteht aus vier Säulen: Säule 1: sicher beschäftigt; Säule 2: prekär beschäftigt, Säule 3: arbeitslos, Säule 4: langzeitarbeitslos. Frauen mit einer sicheren Beschäftigung hatten etwa 4 Komma 1 Tage eine körperliche, etwa 4 Komma 5 Tage eine seelische und etwa 2 Komma 2 Tage eine funktionale Beeinträchtigung. Frauen mit einer prekären Beschäftigung hatten etwa 4 Komma 7 Tage eine körperliche, etwa 5 Komma 8 Tage eine seelische und etwa 2 Komma 9 Tage eine funktionale Beeinträchtigung. Arbeitslose Frauen hatten etwa 6 Komma 1 Tage eine körperliche, 7 Komma 9 Tage eine seelische und 4 Tage eine funktionale Beeinträchtigung. Langzeitarbeitslose Frauen hatten etwa 9 Komma 3 Tage eine körperliche, 8 Komma 8 Tage eine seelische und 5 Komma 8 Tage eine funktionale Beeinträchtigung. Männer mit einer sicheren Beschäftigung hatten etwa 2 Komma 9 Tage eine körperliche, 2 Komma 8 Tage eine seelische und 1 Komma 8 Tage eine funktionale Beeinträchtigung. Männer mit einer prekären Beschäftigung hatten etwa 3 Komma 9 Tage eine körperliche, 4 Komma 9 Tage eine seelische und 3 Komma 1 Tage eine funktionale Beeinträchtigung. Arbeitslose Männer hatten etwa 5 Tage eine körperliche, 4 Komma 8 Tage eine seelische und 4 Komma 5 Tage eine funktionale Beeinträchtigung. Langzeitarbeitslose Männer hatten etwa 7 Komma 8 Tage eine körperliche, 6 Komma 1 Tage eine seelische und 6 Komma 4 Tage eine funktionale Beeinträchtigung. Die Abbildung stellt dar, dass je unsicherer die Beschäftigung ist, die Beeinträchtigungen zunehmen. Nach Berücksichtigung von Altersunterschieden geben prekär beschäftigte Frauen 35 Prozent mehr Tage mit körperlichen Beschwerden an als sicher beschäftigte Frauen. Bei arbeitslosen Frauen, die weniger als ein Jahr arbeitslos sind, ist die Anzahl um 63 Prozent und bei Langzeitarbeitslosen sogar um 105 Prozent erhöht. Für Männer betragen die entsprechenden Differenzen zu sicher beschäftigten Erwerbstätigen 49 Prozent, 83 Prozent und 145 Prozent. Vergleichbare Differenzen zeigen sich auch für Tage mit Beeinträchtigung des seelischen Befindens und Tage, an denen Alltagsaktivitäten aufgrund gesundheitlicher Probleme beeinträchtigt sind. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis, falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus G B E Kompakt, Ausgabe 1 aus Zweitausendundzwölf, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Gesundheit, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.

 

 

 

 

Psychisches Wohlbefinden von Arbeitslosen ist niedrig

In der GEDA-Studie 2010 wurden zwei Skalen aus dem international anerkannten und validierten Fragebogen zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36) (Bellach et al. 2000, Bullinger 1995) erfasst, die weitere Hinweise auf die psychische Gesundheit der Arbeitslosen geben können. Die Skalen messen das allgemeine psychische Wohlbefinden und die Vitalität der Befragten. Wobei als Bezugszeitraum die letzten vier Wochen vor der Befragung vorgegeben werden.

In Abbildung 4 sind die Punktwerte von Frauen und Männern auf beiden Skalen differenziert nach Erwerbsstatus und im Vergleich zu altersspezifischen Referenzwerten für eine psychisch gesunde Bevölkerung dargestellt (Punktwert 50 = Referenzwert). Demnach verschlechtert sich die psychische Gesundheit mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit erheblich. Die Werte der Skala psychisches Wohlbefinden liegen für prekär beschäftigte und arbeitslose Frauen und Männer deutlich unter den altersspezifischen Referenzwerten.

 

 

  Abbildung 4 

Die folgende Abbildung stellt die Vitalität und psychisches Wohlbefinden Klammer auf S F 36 Klammer zu nach Erwerbssituation und Geschlecht in einem Säulendiagramm dar. Datenbasis ist GEDA Zweitausendneun. Auf der Y Achse werden in Zweierschritten der S F 36 Punktwert Klammer auf 0 bis 100 Klammer zu von 40 bis 60 gezeigt. Auf der X Achse werden folgende Arten des Wohlbefindens, die jeweils aus vier Säulen bestehen: Säule 1 sicher beschäftig, Säule 2: prekär beschäftigt, Säule 3 arbeitslos und Säule 4 langzeitarbeitslos dargestellt: Bei den sicher beschäftigten Frauen lag der Punktwert bei der Vitalität bei etwa 52 Komma 1 und beim psychischen Wohlbefinden bei etwa 49 Komma 5: bei den prekär beschäftigten Frauen bei etwa 51 Komma 5 bei der Vitalität und bei etwa 46 Komma 8 beim psychischen Wohlbefinden; Arbeitslose Frauen hatten einen Punktwert von etwa 51 bei der Vitalität und 44 Komma 5 beim psychischen Wohlbefinden; Langzeitarbeitslose Frauen 48 Komma 5 Punkte bei der Vitalität und 43 Punkte beim psychischen Wohlbefinden. Bei den sicher beschäftigten Männern lag der Punktwert bei etwa 54 Komma 8 bei der Vitalität und bei etwa 52 beim psychischen Wohlbefinden; bei den prekär beschäftigten Männern lag der Punktwert bei etwa 52 bei der Vitalität und bei etwa 48 Komma 1 beim psychischen Wohlbefinden; der Punktewert arbeitslose Männer bei etwa 53 Komma 9 bei der Vitalität und bei etwa 48 beim psychischen Wohlbefinden; bei Langzeitarbeitslosen lag der Punktewert bei etwa 50 Komma 2 bei der Vitalität und 45 beim psychischen Wohlbefinden. Demnach verschlechterte sich die psychische Gesundheit mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit erheblich. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis, falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus G B E Kompakt, Ausgabe 1 aus Zweitausendundzwölf, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Gesundheit, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.

 

 

 

 

Arbeitslose verhalten sich häufiger gesundheitsriskant

Im Kontext der beträchtlichen psychosozialen Belastung von Arbeitslosen sind Befunde zum Gesundheitsverhalten zu sehen, die darauf hindeuten, dass Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Frauen und Männer sich häufiger gesundheitsriskant verhalten und weniger auf ihre Gesundheit achten als Erwerbstätige mit sicheren Beschäftigungsverhältnissen. Unterschiede zeigen sich etwa im Gesundheitsbewusstsein, der sportlichen Aktivität und im Substanzkonsum (Hollederer 2011, Lampert et al. 2011, RKI 2003, Schunck, Rogge 2010).

In Abbildung 5 ist die Rauchquote sowie der Anteil starker Raucher bei Frauen und Männern differenziert nach ihrem Erwerbsstatus dargestellt. Arbeitslose rauchen Arbeitslosigkeitsungeachtet ihrer schwierigen ökonomischen Lage deutlich häufiger und auch häufiger stark als Erwerbstätige, während sich zwischen prekär und sicher beschäftigten Erwerbstätigen keine Differenzen zeigen.

Nach Berücksichtigung von Altersunterschieden ist das Risiko aktuell zu rauchen bei kurzzeitig arbeitslosen und bei langzeitarbeitslosen Frauen jeweils 1,7-fach gegenüber der Vergleichsgruppe mit sicherer Beschäftigung erhöht. Bei Männern sind die entsprechenden Risiken jeweils um das 2,3-Fache und 2,1-Fache erhöht. Der Tabakkonsum von prekär beschäftigten Frauen und Männern ist nach der Berücksichtigung von Altersunterschieden nicht signifikant erhöht.

 

 

  Abbildung 5 

Die folgende Abbildung stellt die Rauchquote nach Erwerbsstatus und Geschlecht in einem Säulendiagramm dar. Datenbasis ist GEDA Zweitausendzehn. Auf der Y Achse werden in Fünferschritten die Prozente von 0 bis 65 gezeigt. Auf der Y Achse werden folgende Rauchquoten, die in vier Säulen aufgeteilt sind, Säule 1: sicher beschäftigt, Säule 2: prekär beschäftigt, Säule 3: arbeitslos, Säule 4: langzeitarbeitslos, gezeigt: Bei den rauchenden Frauen waren etwa 33 Prozent sicher beschäftigt, 34 Prozent prekär beschäftigt, 46 Prozent arbeitslos und 45 Prozent langzeitarbeitslos. Bei den stark rauchenden Frauen waren etwa 7 Prozent sicher beschäftigt, 8 Prozent prekär beschäftig, 15 Prozent arbeitslos und 16 Prozent langzeitarbeitslos. Bei den rauchenden Männern waren etwa 39 Prozent sicher beschäftigt, 40 Prozent prekär beschäftigt, 60 Prozent arbeitslos und 55 Prozent langzeitarbeitslos. Bei den stark rauchenden Männern waren etwa 15 Prozent sicher beschäftigt, 12 Prozent prekär beschäftigt, 26 Prozent arbeitslos und 33 Prozent langzeitarbeitslos. Daraus ist zu erkennen, dass Arbeitslose deutlich mehr rauchen als Erwerbstätige. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis, falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus G B E Kompakt, Ausgabe 1 aus Zweitausendundzwölf, Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Gesundheit, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.

 

 

 

 

Krankheiten sind zugleich Folge und Ursache von Arbeitslosigkeit

Der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit wird davon beeinflusst, dass Frauen und Männer mit Gesundheitsproblemen, chronischen Krankheiten und Behinderungen häufiger arbeitslos werden und schlechter wieder eine neue Anstellung finden (Lange, Lampert 2005, RKI 2003, Thiede, Traub 1997). In der GEDA-Studie 2010 gaben 15% der Frauen und 16% der Männer mit Arbeitslosigkeitserfahrungen in den letzten fünf Jahren an, dass der Verlust ihres Arbeitsplatzes auch mit ihrem Gesundheitszustand zusammen hing. Gleichzeitig gingen allerdings auch 19% der befragten Frauen und 15% der Männer davon aus, dass sich ihr Gesundheitszustand in Folge ihrer Arbeitslosigkeit verschlechtert habe.

Anhand der GEDA-Studie 2010 kann der Zusammenhang zwischen aktuellen und früheren Arbeitslosigkeitserfahrungen und der subjektiven Gesundheit verglichen werden. In der GEDA-Studie wird die subjektive Gesundheit über eine fünfstufige Skala von sehr gut bis schlecht erfasst. In Tabelle 1 ist das Risiko eines zufriedenstellenden, weniger guten oder schlechten Gesundheitszustandes in Abhängigkeit von Arbeitslosigkeitserfahrungen in den letzten 5 Jahren dargestellt. Für Altersunterschiede zwischen den Befragten wurde kontrolliert. Die Ergebnisse deuten im Einklang mit vergleichbaren Analysen auf Basis des Bundes-Gesundheitssurvey 1998 darauf hin, dass insbesondere aktuelle Arbeitslosigkeitserfahrungen negative Folgen für die Gesundheit haben (RKI 2003, Thiede, Traub 1997).

Frühere Erfahrungen wirken bei aktuell Beschäftigten ebenfalls noch nach, allerdings ist ihr Einfluss auf die subjektive Gesundheit geringer als bei aktuell arbeitslosen Frauen und Männern. Erwerbstätige mit längeren Arbeitslosigkeitserfahrungen haben im Vergleich zu Erwerbstätigen ohne solche Erfahrungen ein erhöhtes Risiko, ihren Gesundheitszustand als zufriedenstellend oder schlechter einzuschätzen. Ihr Risiko ist allerdings geringer, als das Risiko von aktuell Arbeitslosen, selbst wenn diese keine vorherigen Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit haben.

 

 

Tabelle 1 

Risiko den Gesundheitszustand als zufriedenstellend oder schlechter zu bewerten nach Arbeitslosigkeitserfahrungen, Erwerbssituation und Geschlecht
Datenbasis: GEDA 2010


  Frauen  Männer 
 derzeitiger
 Erwerbsstatus
Arbeitslosigkeitserfahrungen  OR 
(95 %-KI) 
OR 
(95 %-KI) 
 erwerbstätig keine  Ref.  Ref. 
  1 bis 5 Monate  0,83 
(0,58 bis 1,18) 
1,24 
(0,94 bis 1,65) 
  6 bis 11 Monate  1,28 
(0,87 bis 1,87) 
1,11 
(0,79 bis 1,54) 
  1 Jahr und mehr  1,98* 
(1,43 bis 2,75) 
1,70* 
(1,32 bis 2,19) 
 arbeitslos keine  5,13* 
(2,56 bis 10,24) 
2,23* 
(1,28 bis 3,87) 
  1 bis 5 Monate  2,82* 
(1,55 bis 5,13) 
2,56* 
(1,41 bis 4,64) 
  6 bis 11 Monate  3,51* 
(1,96 bis 6,30) 
1,97* 
(1,18 bis 3,31) 
  1 Jahr und mehr  5,96* 
(4,42 bis 8,03) 
3,40* 
(2,67 bis 4,34) 
 * p<0,05

 

 

 

 

Diskussion

Die vorliegenden Ergebnisse deuten auf einen stabilen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit, prekärer Beschäftigung und Gesundheit in Deutschland hin. Arbeitslose weisen ein erhöhtes Mortalitätsrisiko auf, sie haben mehr psychische Krankheiten und Beschwerden und verhalten sich auch häufiger gesundheitsriskant.

Die vorliegenden Ergebnisse für Deutschland deuten darauf hin, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeitserfahrungen bzw. Arbeitsplatzunsicherheit auf der einen und der Verschlechterung der psychischen Gesundheit auf der anderen Seite besteht. Zudem führen gesundheitliche Probleme häufig auch zu Arbeitslosigkeit. Die direkten Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit werden daher überschätzt, wenn nicht ausreichend berücksichtigt wird, dass Krankheiten auch eine Ursache der Arbeitslosigkeit sein können. Die Befunde zum Ausmaß von gesundheitlichen Differenzen zwischen Arbeitslosen und Erwerbstätigen auf Basis der GEDA-Studie 2010 sind vergleichbar mit den Ergebnissen aus anderen Datenquellen, wie des Mikrozensus der amtlichen Statistik oder der Daten der gesetzlichen Krankenversicherungen (Grobe 2006, Hollederer 2011). Zusammengenommen zeigt sich, dass Arbeitslose in der Regel einen schlechteren Gesundheitszustand als Erwerbstätige haben, dass diese Differenz zum Teil auf die Lebenssituation der Arbeitslosen zurückzuführen und bei Frauen weniger stark als bei Männern ausgeprägt ist.

International vergleichende Studien kommen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Arbeitslosigkeit und Gesundheit in den meisten europäischen Staaten eng assoziiert sind (Bambra, Eikemo 2009, Bartley 1994). Analysen auf Basis des European Social Surveys aus dem Jahr 2004 sprechen dafür, dass arbeitslose Frauen und Männer gegenüber Erwerbstätigen des gleichen Alters in allen 23 teilnehmenden Staaten einen schlechteren Gesundheitszustand hatten. Im Vergleich der verschiedenen Sozialsysteme ergaben die Analysen, dass die Differenzen zwischen den Ländern relativ gering ausgeprägt waren.

Für Deutschland liegen zudem erste Befunde zur Entwicklung von gesundheitlichen Ungleichheiten in Abhängigkeit vom Erwerbsstatus vor (Kroll 2010, Kroll, Lampert 2011b). Im Kontext eines, im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt, überproportional gestiegenen Armutsrisiko von Arbeitslosen in Deutschland (Frick, Grabka 2008, Goebel, Richter 2007), haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten auch die gesundheitlichen Ungleichheiten zwischen Arbeitslosen und Erwerbstätigen bei Männern ausgeweitet. Bei Frauen sind sie dagegen weitgehend stabil geblieben sind. Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung sollten angesichts der vielfach dokumentierten Verbindungen zur Gesundheit auch in Zeiten sinkender Arbeitslosenquoten prominent auf der Agenda der Gesundheitswissenschaften und der Gesundheitspolitik platziert bleiben.

Für die Prävention und Gesundheitsförderung aber auch für medizinische Interventionen verdeutlichen die vorgestellten Ergebnisse einmal mehr den Bedarf, mit Maßnahmen sowohl an den gesundheitlichen Folgen als auch an den gesundheitlichen Ursachen der Arbeitslosigkeit anzusetzen. Hierzu sind wirksame und langfristig orientierte Maßnahmen der Sozialpartner und der Akteure im Gesundheitswesen unerlässlich (Morfeld et al. 2005).

 

 

 

Dr. Lars Eric Kroll, Dr. Thomas Lampert
Robert Koch-Institut
Abteilung für Epidemiologie und
Gesundheitsberichterstattung

 

 

 

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Zitierweise

Kroll LE, Lampert T (2012)
Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Gesundheit.
Hrsg. Robert Koch-Institut Berlin.
GBE kompakt 3(1)
www.rki.de/gbe-kompakt
(Stand:08.03.2012)

 

 

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