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Startseite > Gesundheitliche Lage > Text: Sterblichkeit und Lebenserwartung (allgemein), Kapitel 3.2 [Gesundheitsbericht für Deutschland, 1998]

Sterblichkeit und Lebenserwartung (allgemein), Kapitel 3.2 [Gesundheitsbericht für Deutschland, 1998]


[Gesundheitliche Lage (Einleitung/Überblick)] [Sterblichkeit nach ausgewählten Todesursachen, Kapitel 3.3] [Abstrakt] [Inhaltsverzeichnis] [Literaturverzeichnis]

3.2 Allgemeine Sterblichkeit und Lebenserwartung1)

 

Noch immer werden auch in entwickelten Ländern die Lebensbedingungen und die gesundheitliche Lage der Bevölkerung mit Kennziffern beurteilt, die an der Sterblichkeit anknüpfen. Am häufigsten wird hierfür die mittlere Lebenserwartung verwendet; sie sagt aus, wieviele Lebensjahre ein Neugeborener beim derzeitigen Sterberisiko der Bevölkerung in den einzelnen Altersgruppen "erwarten" kann.
Die mittlere Lebenserwartung ist im Laufe dieses Jahrhunderts in allen Industrienationen erheblich angestiegen. 1995 lag sie in Deutschland für Männer bei 73,3 und für Frauen bei 79,8 Jahren; zu Beginn des Jahrhunderts hatte sie erst 44,8 bzw. 48,3 Jahre betragen. 1995 konnten 38,0% aller Männer und 60,2% aller Frauen ein Alter von 80 Jahren erwarten. Vor 90 Jahren waren es nur 9,0% bzw. 12,3% gewesen. Dies erklärt den steigenden Anteil älterer und hochbetagter Menschen, ein Prozeß, der auch in Zukunft noch anhalten wird.
Der Gewinn an Lebenserwartung ist u.a. die Folge großer Leistungen des Gesundheitswesens. Die Bekämpfung der Infektionskrankheiten in der ersten Hälfte des Jahrhunderts und das Absenken der Säuglingssterblichkeit in den sechziger und siebziger Jahren sind wichtige Beispiele (vgl. auch Kapitel 3.4 Säuglingssterblichkeit ).
Die allgemeine Sterblichkeit sagt allerdings nichts zu den Ursachen unterschiedlich hoher Lebenserwartung oder deren Veränderung über die Zeit. Nur die todesursachenspezifische Sterblichkeit erlaubt Erkenntnisse darüber, ob ein Sterbefall "zu früh" eingetreten ist oder "medizinisch vermeidbar" gewesen wäre. Deshalb ist die todesursachenspezifische Darstellung in Kapitel 3.3 Sterblichkeit nach ausgewählten Todesursachen eine wichtige Ergänzung.

 

Entwicklung der Sterblichkeit

Allgemeine Sterblichkeit

1995 starben in Deutschland 410.663 Männer und 473.925 Frauen. Bezogen auf eine Bevölkerung von 100.000 Einwohner entspricht dies einer rohen Sterberate von 1.033,6 bei den Männern, 1.130,3 bei den Frauen und 1.083,2 insgesamt. Es mag auf den ersten Blick verwirren, daß anteilig mehr Frauen versterben als Männer, obwohl ihre Lebenserwartung höher ist, und obwohl in jeder einzelnen Altersgruppe die umgekehrte Situation herrscht (vgl.Tab. 3.2.1). Dies liegt daran, daß die gesamte Sterblichkeit von den Mortalitätsverhältnissen in den oberen Altergruppen dominiert werden. Für die über 79jährigen liegt etwa die Sterblichkeit um den Faktor 10 bis 15 über dem Gesamtdurchschnitt (vgl.Tab. 3.2.1). Zu dieser Altersgruppe gehörten 1995 rund 60% der gestorbenen Frauen, aber nur gut 32% der Männer. Insgesamt zeigt die Sterblichkeit einen typischen altersabhängigen Verlauf: Von vergleichsweise hohen Werten im ersten Lebensjahr sinkt sie auf das Minimum zwischen 5 und 15 Jahren, um von dort an kontinuierlich und überproportional anzusteigen. Ab etwa 35 Jahren liegt die Sterblichkeit in jeder Fünf-Jahres-Altersgruppe um 50% über dem Wert der darunter liegenden.

 

  Tab. 3.2.1: Altersspezifische Sterbeziffern 1995  
  Alter Westen Osten  
  Männer Frauen Männer Frauen  
  je 100.000 Männer bzw. Frauen  
  Insgesamt 1.017,1 1.116,2 1.104,4 1.190,3  
  unter 1 587,5 457,7 606,4 508,1  
  1 bis 4 33,7 26,0 43,7 27,5  
  5 bis 9 15,3 14,1 19,6 15,7  
  10 bis 14 17,0 12,5 20,5 13,8  
  15 bis 19 67,2 30,6 101,0 40,1  
  20 bis 24 94,8 34,1 129,2 41,0  
  25 bis 29 94,9 37,2 117,5 40,0  
  30 bis 34 115,8 53,5 173,4 66,9  
  35 bis 39 171,6 85,1 282,6 103,4  
  40 bis 44 265,9 143,7 401,2 163,4  
  45 bis 49 399,5 213,7 559,7 246,4  
  50 bis 54 658,5 342,1 833,0 343,5  
  55 bis 59 1.023,4 479,3 1.312,1 530,7  
  60 bis 64 1.707,4 780,4 2.134,8 912,1  
  65 bis 69 2.737,4 1.288,6 3.239,0 1.528,9  
  70 bis 74 4.333,2 2.236,1 4.965,5 2.754,5  
  75 bis 79 6.797,7 3.930,9 7.619,3 4.703,5  
  80 bis 84 11.256,1 7.418,9 13.131,2 8.705,2  
  85 bis 89 17.693,8 13.416,5 19.801,0 14.855,7  
  über 89 26.552,4 24.239,5 31.895,1 25.333,8  
  Quelle: StBA, Todesursachenstatistik.  

Weitere Informationen zum Thema Altersspezifische Sterbeziffern

 

Da die rohe Sterbeziffer nicht nur von den altersspezifischen Sterblichkeiten, sondern auch vom Altersaufbau der jeweiligen Bevölkerung abhängt, ist sie für einen zeitlichen oder regionalen Vergleich der Sterblichkeit ungeeignet. Außerdem bringt sie die Übersterblichkeit der Männer nicht zum Ausdruck, die sich an allen altersspezifischen Sterbeziffern ablesen läßt (vgl.Tab. 3.2.1). Deshalb bezieht man die Sterbehäufigkeiten in den einzelnen Altersgruppen auf eine Referenzbevölkerung. Deren Altersaufbau wird für alle in den Vergleich einbezogenen Jahre oder Regionen konstant gehalten, so daß die sich dann ergebende altersstandardisierte Sterbeziffer nur noch Änderungen der Sterblichkeit widerspiegelt. In diesem Bericht liegt allen standardisierten Angaben die neue Europastandardbevölkerung als Referenz zugrunde. In den Altersgruppen werden für Männer und Frauen gleiche Gewichte verwendet; deshalb lassen diese standardisierten Sterbeziffern keine unmittelbaren Rückschlüsse auf die Zahl der gestorbenen Männer und Frauen mehr zu.
1995 betrug die standardisierte Sterberate für Männer in Deutschland 1.204,6 je 100.000 Einwohner; im Osten lag sie mit 1.385,7 deutlich höher als im Westen mit 1.165,9. Bei den Ländern wies Baden-Württemberg mit 1.085,2 den niedrigsten und Mecklenburg-Vorpommern mit 1.499,4 den höchsten Wert auf. Zwischen den Ländern im Osten war die regionale Variation größer als zwischen jenen im Westen.
Die Frauen in Deutschland wiesen 1995 eine standardisierte Sterbeziffer von 718,6 je 100.000 Einwohner auf. Auch hier war der Wert im Osten mit 804,4 höher als jener im Westen mit 699,3. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind jedoch deutlich geringer ausgeprägt als bei den Männern; in Baden-Württemberg wird mit 647,8 wiederum der niedrigste und in Mecklenburg-Vorpommern mit 846,3 der höchste Wert registriert.
Seit 1980 hat die Sterblichkeit im Westen bei Männern und Frauen jeweils um rund ein Viertel abgenommen; im Osten war der Rückgang bei den Frauen weitaus stärker, bei den Männern hingegen schwächer ausgeprägt.
Eine wesentliche Ursache des geringeren Rückgangs bei den Männern im Osten dürfte der Anstieg der Sterblichkeit in den Jahren 1990 und 1991 sein (vgl. Abb. 3.2.1), der vor allem auf die Zunahme der Verkehrsunfälle zurückzuführen war.

 

  Abb. 3.2.1: Entwicklung der Sterblichkeit  
  Abbildung 3.2.1: Entwicklung der Sterblichkeit  
  Quelle: StBA, Todesursachenstatistik.
Die Sterbeziffern sind auf die neue Europastandardbevölkerung standardisiert.
 

Weitere Informationen zum Thema Entwicklung der Sterblichkeit

 

Bezogen auf die Europastandardbevölkerung liegt die altersstandardisierte Sterblichkeit der Männer in Deutschland 1995 um 67,6% über jener der Frauen. Im Osten ist dieser Unterschied mit 72,2% noch deutlicher ausgeprägt als im Westen mit 66,7%.
Die Entwicklung des standardisierten durchschnittlichen Sterbealters in Abb. 3.2.2 zeigt eine langsame und stetige Zunahme, d.h. der Schwerpunkt des Mortalitätsgeschehens verschiebt sich auf die Älteren. 1995 lag dieses Sterbealter im Westen für Männer bei 72,7 und für Frauen bei 74,9 Jahren. Die Werte im Osten lagen bis Anfang der neunziger Jahre über denen im Westen. 1990 sank das Sterbealter vor allem bei den Männern deutlich ab (vgl. Kapitel 4.18 Verkehrsunfälle ).

 

  Abb. 3.2.2: Durchschnittliches Sterbealter  
  Abbildung 3.2.2: Durchschnittliches Sterbealter  
  Quelle: StBA, Todesursachenstatistik.
Das durchschnittliche Sterbealter ist auf die neue Europastandardbevölkerung standardisiert.
 

Weitere Informationen zum Thema Durchschnittliches Sterbealter

 

Verlust an Lebensjahren

Bei der Analyse des Verlusts an Lebensjahren rücken die Todesfälle in den unteren und mittleren Altersgruppen in das Zentrum des Interesses. Die in der OECD und WHO vertretenen Länder haben sich darauf verständigt, Sterbefälle im Alter zwischen 1 und 69 Jahren als ungewöhnlich anzusehen und mit dem Indikator "Verlorene Lebensjahre durch Tod unter 70 Jahren je 100.000 Einwohner" gesondert darzustellen. 1995 fielen in Deutschland mit 30,7% weniger als ein Drittel aller Sterbefälle in das für die verlorenen Lebensjahre festgelegte Altersspektrum. Die Situation ist in allen entwickelten Industriestaaten ähnlich.
Seit 1970 gehen die auf die Europastandardbevölkerung standardisierten verlorenen Lebensjahre im Westen deutlich zurück (vgl.Abb. 3.2.3). Die Werte für 1995 waren nur etwa halb so hoch wie die für 1970. Im Osten ist von 1980 bis 1995 gleichfalls ein Rückgang zu verzeichnen. Er wurde allerdings 1990 durch einen Anstieg unterbrochen, der vor allem bei den Männern länger anhielt.
Noch immer ist die mit den verlorenen Lebensjahren gemessene vorzeitige Sterblichkeit bei den Männern weitaus stärker ausgeprägt als bei den Frauen. Mit den auf die Europastandardbevölkerung standardisierten Werten des Jahres 1995 von 6.797 je 100.000 Einwohner bei den Männern und 3.395 bei den Frauen liegt Deutschland innerhalb der EU-Länder auf einem der hinteren Plätze.

 

  Abb. 3.2.3: Verlorene Lebensjahre  
 

Abbildung 3.2.3: Verlorene Lebensjahre

 
  Quelle: StBA, Todesursachenstatistik.
Die verlorenen Lebensjahre sind auf die neue Europastandardbevölkerung standardisiert und beziehen sich auf die unter 70jährigen.
 

Weitere Informationen zum Thema Verlorene Lebensjahre

 

Die Variation innerhalb Deutschlands entspricht größtenteils der durch die mit den standardisierten Sterbeziffern beschrieben Situation. Baden-Württemberg weist mit 5.819 bei den Männern und 3.002 bei den Frauen die niedrigsten Werte auf, Mecklenburg-Vorpommern mit 10.479 bzw. 4.000 die höchsten.

 

Vermeidbare Sterblichkeit

Der Indikator "vermeidbare Sterbefälle je 100.000 Einwohner" faßt die Sterblichkeit an bestimmten Todesursachen für vorgegebene Altersgruppen zusammen. In dieser Kombination beschreibt sie nach Auffassung von Experten Sterbefälle, die bei angemessener medizinischer Versorgung vermeidbar gewesen wären. Ein niedriger Indikatorwert erlaubt Rückschlüsse auf eine qualitativ hochwertige medizinische Betreuung.
Es gibt eine Reihe konkurrierender Ansätze bei der Definition von vermeidbarer Sterblichkeit. Im folgenden wird die vom Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen 1987 vorgeschlagene Abgrenzung verwendet (vgl.Tab.3.2.2).
1995 waren in Deutschland 1,7% aller Sterbefälle als medizinisch vermeidbar einzustufen. Der höchste Wert wurde mit 2,1% in Ostberlin registriert, der niedrigste mit 1,3% in Schleswig-Holstein und in Hamburg. Vermeidbare Sterbefälle haben bei Männern mit 2,1% generell einen größeren Anteil an der Sterblichkeit als bei Frauen mit 1,4%.
Wären alle vermeidbaren Sterbefälle 1995 auch tatsächlich vermieden worden, dann wäre die Lebenserwartung in Deutschland bei den Frauen um gut 7 Monate (0,6 Jahre) und bei den Männern um 8 Monate (0,7 Jahre) höher gewesen. Im Ländervergleich wäre der Zuwachs an Lebenserwartung bei den Männern im Saarland (0,9 Jahre) am höchsten und in Hessen sowie in Hamburg (0,6 Jahre) am niedrigsten ausgefallen; bei den Frauen liegt die Spanne zwischen Sachsen (0,8 Jahre) und Hessen bzw. Schleswig-Holstein (jeweils 0,5 Jahre).

 

  Tab. 3.2.2: Vermeidbare Sterbefälle nach dem Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen  
  Krankheitsart ICD-Position Alter  
  -  ohne Krankheitsbezug      
        • perinatale Sterbefälle

-

unter 1  
  I Infektiöse und parasitäre Krankheiten      
        • Tuberkulose 010 bis 018, 137 5 bis 64  
  II Neubildungen      
        • bösartige Neubildung des Gebärmutterhalses 180 5 bis 64  
        • Hodgkin-Krankheit 201 5 bis 34  
  VII Herz-Kreislauf-Krankheiten      
        • chronische rheumatische Herzkrankheiten 393 bis 398 5 bis 44  
        • Bluthochdruck 401 bis 405 5 bis 64  
        • Krankheiten des zerebrovaskulären Systems 430 bis 438 5 bis 64  
  IX Krankheiten der Verdauungsorgane

 

   
        • Appendizitis 540 bis 543 5 bis 64  
        • Gallensteinleiden, Gallenblasen und Gallengangentzündung 574 bis 576 5 bis 64  
  XI Komplikationen der Schwangerschaft,
     bei Entbindung und im Wochenbett
     
        • Müttersterbefälle 630 bis 676 15 bis 50  
  Quelle: Eigene Darstellung.  

Weitere Informationen zum Thema Vermeidbare Sterbefälle nach dem Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen

 

  Abb. 3.2.4: Veränderung der Lebenserwartung bei Ausschluß medizinisch vermeidbarer Sterbefälle  
 

Die folgende Abbildung stellt die Veränderung der Lebenserwartung bei Ausschluss medizinisch vermeidbarer Sterbefälle in einem Liniendiagramm dar. Quelle ist die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes. Auf der Y Achse wird in Null Komma Einserschritten die Veränderung in Jahren von 0 Komma 5 bis 1 Komma 6 dargestellt. Auf der X Achse werden in Fünferschritten die Jahre von Neunzehnhundertachtzig bis Neunzehnhundertfünfundneunzig gezeigt. In vier stetig fallenden Linien werden folgende Bevölkerungsgruppen gezeigt: Linie 1: Osten Männer, beginnt bei etwa 1 Komma 53 Neunzehnhundertachtzig und endet bei etwa 0 Komma 71 Neunzehnhundertfünfundneunzig, Linie 2: Westen Männer, beginnt bei etwa 1 Komma 41 Neunzehnhundertachtzig und endet bei etwa 0 Komma 64 Neunzehnhundertfünfundneunzig, Linie 3: Osten Frauen, beginnt bei etwa 1 Komma 48 Neunzehnhundertachtzig und endet bei etwa 0 Komma 69 Neunzehnhundertfünfundneunzig, Linie 4: Westen Frauen, beginnt bei etwa 1 Komma 28 Neunzehnhundertachtzig und endet bei etwa 0 Komma 57 Neunzehnhundertfünfundneunzig. Es wird verdeutlicht, dass sowohl im Westen wie im Osten seit Neunzehnhundertachtzig erhebliche Fortschritte bei der Bekämpfung vermeidbarer Sterblichkeit eingetreten sind. Damals hätte sich die Lebenserwartung ohne diese Sterbefälle bei den Männern um mehr als 1 Komma 4 Jahre und bei den Frauen um knapp 1 Komma 3 Jahre steigern lassen; das ist jeweils mehr als das Doppelte des Wertes von Neunzehnhundertfünfundneunzig. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus dem Bericht Gesundheitsbericht für Deutschland Neunzehnhundertachtundneunzig, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.

 
  Quelle: StBA, Todesursachenstatistik.  

 

Abb. 3.2.4 verdeutlicht, daß sowohl im Westen wie im Osten seit 1980 erhebliche Fortschritte bei der Bekämpfung vermeidbarer Sterblichkeit eingetreten sind. Damals hätte sich die Lebenserwartung ohne diese Sterbefälle bei den Männern um mehr als 1,4 Jahre und bei den Frauen um knapp 1,3 Jahre steigern lassen; das ist jeweils mehr als das Doppelte des Wertes von 1995.

 

Entwicklung der Lebenserwartung

Mittlere Lebenserwartung

Die mittlere Lebenserwartung hat sich als Begriff für die fernere Lebenserwartung zum Zeitpunkt der Geburt eingebürgert.
Die fernere Lebenserwartung wird aus einer Sterbetafel berechnet und ist prinzipiell für jedes dort ausgewiesene Alter darstellbar. In internationalen Vergleichen wird sie häufig für 20, 40, 60 und 80 Jahre dargestellt. Die Entwicklung der ferneren Lebenserwartung für einzelne Lebensjahre über die Zeit zeigt, in welchen Altersgruppen sich die Sterblichkeit überproportional verringert hat.
Im Westen hat die mittlere Lebenserwartung von 1965 bis 1995 bei den Männern um 6,2 und bei den Frauen um 6,4 Jahre zugenommen, im Osten war es mit 3,2 bzw. 5,6 Jahren deutlich weniger (vgl. auch Abb. 3.2.5). Bis 1974 unterschieden sich die Werte für Frauen im Osten und Westen um höchstens 0,4 Jahre. Vor 1976 hatten die Männer im Osten eine höhere Lebenserwartung als im Westen; 1971 lag der Unterschied bei mehr als einem Jahr. Seitdem sind die Werte im Westen zügig angestiegen, während sie im Osten nur langsam wuchsen und Mitte der achtziger Jahre unverändert blieben (vgl.Abb. 3.2.5).

 

  Abb. 3.2.5: Mittlere Lebenserwartung  
  Die folgende Abbildung stellt die Mittlere Lebenserwartung in einem Liniendiagramm dar. Quelle ist die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes. Auf der Y Achse wird in Fünferschritten die Lebenserwartung in Jahren von 65 bis 80 dargestellt. Auf der X Achse werden in Fünferschritten die Jahre von Neunzehnhundertfünfundsechzig bis Neunzehnhundertfünfundneunzig gezeigt. In vier stetig steigenden Linien werden folgende Bevölkerungsgruppen gezeigt: Linie 1: Westen Frauen, beginnt bei etwa 73 Komma 2 Neunzehnhundertfünfundsechzig und endet bei etwa 75 Komma 5 Neunzehnhundertfünfundneunzig, Linie 2: Osten Frauen, beginnt bei etwa 72 Komma 9 Neunzehnhundertfünfundsechzig und endet bei etwa 75 Komma 3 Neunzehnhundertfünfundneunzig, Linie 3: Osten Männer, beginnt bei etwa 67 Komma 9 Neunzehnhundertfünfundsechzig und endet bei etwa 71 Komma 5 Neunzehnhundertfünfundneunzig, Linie 4: Westen Männer, beginnt bei etwa 67 Komma 5 Neunzehnhundertfünfundsechzig und endet bei etwa 73 Komma 5 Neunzehnhundertfünfundneunzig. Im Westen hat die mittlere Lebenserwartung von Neunzehnhundertfünfundsechzig bis Neunzehnhundertfünfundneunzig bei den Männern um 6 Komma 2 und bei den Frauen um 6 Komma 4 Jahre zugenommen, im Osten war es mit 3 Komma 2 beziehungsweise 5 Komma 6 Jahren deutlich weniger. Bis Neunzehnhundertvierundsiebzig unterschieden sich die Werte für Frauen im Osten und Westen um höchstens 0 Komma 4 Jahre. Vor Neunzehnhundertsechsundsiebzig hatten die Männer im Osten eine höhere Lebenserwartung als im Westen; Neunzehnhunderteinundsiebzig lag der Unterschied bei mehr als einem Jahr. Seitdem sind die Werte im Westen zügig angestiegen, während sie im Osten nur langsam wuchsen und Mitte der achtziger Jahre unverändert blieben. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus dem Bericht Gesundheitsbericht für Deutschland Neunzehnhundertachtundneunzig, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.  
  Quelle: StBA, Todesursachenstatistik.  

 

Frauen leben in allen entwickelten Ländern länger als Männer. Im Osten hat sich dieser Unterschied in den letzten 30 Jahren vergrößert; 1965 lag der Abstand noch bei 5,0 Jahren, 1995 waren es schon 7,3 Jahre. Im Westen blieb der Abstand dagegen weitgehend konstant: 1965 lebten Frauen 5,8 Jahre länger als Männer, 1995 waren es 6,3 Jahre.
1990 nahm die Lebenserwartung im Osten ab; bei den Frauen war der Rückgang nur gering, bei den Männern machte er fast ein Jahr aus. Seither steigt die Lebenserwartung im Osten schneller als im Westen, vor allem bei den Frauen (vgl. Abb. 3.2.5).
In Deutschland ist der Anstieg der Lebenserwartung in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts auf zwei unterschiedliche Gründe zurückzuführen. Bis 1970 hatte die sinkende Säuglingssterblichkeit einen dominierenden Einfluß, da die fernere Lebenserwartung in den höheren Altersgruppen sehr viel weniger anstieg als die bei der Geburt oder sogar unverändert blieb. Dieser Sachverhalt war bei den Männern noch weitaus stärker ausgeprägt als bei den Frauen (vgl.Tab. 3.2.3).
Im Westen steigt die Lebenserwartung der Männer erst seit 1970 in allen Altersgruppen in vergleichbarem Umfang, im Osten sogar erst seit 1980. Seit dieser Zeit sinkt die Sterblichkeit über das gesamte Altersspektrum hinweg in entsprechendem Umfang.

 

  Tab. 3.2.3: 10-Jahres-Veränderung der ferneren Lebenserwartung  
  Geschlecht Alter 1970 1980 1990 1995  
  in Jahren  
    Westen  
  Männer          
  bei Geburt 0,55 2,47 2,79 2,24  
  mit 20 Jahren -0,13 1,41 2,08 1,83  
  mit 40 Jahren -0,14 1,17 1,86 1,81  
  mit 60 Jahren -0,18 1,13 1,35 1,43  
  mit 80 Jahren 0,12 0,48 0,34 0,65  
             
  Frauen          
  bei Geburt 1,44 2,80 2,40 1,96  
  mit 20 Jahren 0,80 2,01 1,83 1,61  
  mit 40 Jahren 0,68 1,90 1,71 1,54  
  mit 60 Jahren 0,64 1,63 1,41 1,39  
  mit 80 Jahren 0,31 0,86 0,66 0,80  
    Osten  
  Männer          
  bei Geburt 1,61 0,57 0,52 1,69  
  mit 20 Jahren -0,28 -0,01 0,10 1,25  
  mit 40 Jahren -0,32 -0,08 0,37 1,37  
  mit 60 Jahren -0,34 0,16 0,76 1,47  
  mit 80 Jahren 0,13 -0,16 0,51 0,93  
             
  Frauen          
  bei Geburt 1,96 1,29 1,64 3,16  
  mit 20 Jahren 0,46 0,69 1,35 2,83  
  mit 40 Jahren 0,21 0,61 1,34 2,76  
  mit 60 Jahren 0,09 0,50 1,23 2,51  
  mit 80 Jahren 0,12 0,21 0,88 1,56  
  Quelle: StBA, Todesursachenstatistik.  

 

Dies dürfte auf eine generelle Verbesserung der Lebensqualität und der medizinischen Versorgung zurückzuführen sein. Deshalb wird die Entwicklung wohl auch in den nächsten Jahren anhalten. Deutschland hat die im Rahmen des WHO-Programms "Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000" getroffene Vereinbarung bereits erfüllt, die mittlere Lebenserwartung solle im Jahr 2000 mindestens 75 Jahre betragen. Schon 1992 lag sie bei insgesamt 76,0 Jahren.

 

Unterschiede zwischen den Ländern

Mit der höchsten mittleren Lebenserwartung können Männer und Frauen in Baden-Württemberg rechnen, die niedrigsten Werte weist bei den Männern Mecklenburg-Vorpommern und bei den Frauen Sachsen-Anhalt auf (vgl.Tab. 3.2.4). Die gesamte Bandbreite beträgt in Deutschland 1995 bei den Männern 5,2 und bei den Frauen 2,9 Jahre. Berlin nimmt im Ländervergleich eine besondere Stellung ein; es hat die niedrigste Lebenserwartung im Westen und die höchste im Osten. Allerdings sind auch die Unterschiede zwischen dem ehemaligen West- bzw. Ostteil der Stadt beträchtlich. Männer leben in Ostberlin 1,4, Frauen 0,5 Jahre länger als in Westberlin.

 

  Tab. 3.2.4: Mittlere Lebenserwartung 1995  
  Land Lebens- erwartung Abweichung vom Durchschnitt  
  Männer Frauen Männer Frauen  
  in Jahren  
  Deutschland 73,26 79,75 0,00 0,00  
  Baden-Württemberg 74,71 80,88 1,45 1,14  
  Bayern 74,10 80,22 0,84 0,47  
  Berlin 72,27 78,97 -0,99 -0,78  
  Brandenburg 70,87 78,58 -2,39 -1,17  
  Bremen 72,46 79,41 -0,80 -0,34  
  Hamburg 73,70 79,90 0,44 0,15  
  Hessen 74,16 80,13 0,90 0,38  
  Mecklenburg-Vorpommern 69,52 78,03 -3,74 -1,71  
  Niedersachsen 73,43 79,83 0,17 0,08  
  Nordrhein-Westfalen 73,36 79,79 0,10 0,05  
  Rheinland-Pfalz 73,87 79,98 0,60 0,24  
  Saarland 72,52 79,28 -0,74 -0,47  
  Sachsen 71,86 78,99 -1,40 -0,76  
  Sachsen-Anhalt 70,62 78,01 -2,64 -1,74  
  Schleswig-Holstein 73,87 79,76 0,61 0,01  
  Thüringen 71,50 78,43 -1,76 -1,32  
  Quelle: StBA, Todesursachenstatistik.  

 

Lebenserwartung im Vergleich

Im EU-Vergleich liegt Deutschland bei der Lebenserwartung im Mittelfeld. 1995 führte bei den Männern Schweden mit 76,2 Jahren, bei den Frauen Frankreich mit 81,9; der Abstand zur Lebenserwartung in Deutschland machte 2,9 bzw. 2,8 Jahre aus. Innerhalb der sieben führenden Wirtschaftsmächte (G7) belegt Deutschland den vorletzten Platz vor den USA. Hier liegt Japan mit 76,4 bzw. 82,8 Jahren unangefochten an der Spitze, der Rückstand Deutschlands beträgt 3,1 bzw. 3,8 Jahre.

 

Ausblick

In den letzten 30 Jahren hat die Sterblichkeit in Deutschland kontinuierlich ab- und die Lebenserwartung zugenommen. Dieser große Fortschritt hat viele Ursachen: Der deutliche Rückgang der Zahl von Verkehrstoten im langfristigen Verlauf vor allem im Westen ist auf Anstrengungen zur Erhöhung der aktiven und passiven Sicherheit zurückzuführen, die geringe Säuglingssterblichkeit und z.B. steigende Überlebensraten von Herzinfarkt sind Verdienste des Gesundheitswesens. Gleichwohl zeigen die fortbestehenden regionalen Unterschiede - insbesondere zwischen Westen und Osten - ein erhebliches Potential zur weiteren Steigerung der Lebenserwartung. Dies wird von dem beträchtlichen Abstand Deutschlands auf die in der Lebenserwartung führenden Länder in der Welt noch unterstrichen.
Die internationale Diskussion zur Sterblichkeit und Lebenserwartung weist zwei thematische Schwerpunkte auf:

  • Kann die Lebenserwartung in den führenden Ländern weiter steigen oder erreicht sie eine biologische Grenze?
  • Muß der einzelne eine weiter steigende Lebenserwartung mit mehr Jahren von Krankheit und Siechtum erkaufen, oder kann er hoffen, mehr Jahre in guter Gesundheit zu verbringen?

Bislang ist diese Diskussion noch nicht sehr weit fortgeschritten. Es gibt noch keine allgemein anerkannten Indikatoren, um eine "Lebenserwartung bei guter Gesundheit" zu messen, jedoch vereinzelte Ansätze. Die Mitgliedsländer der OECD sind 1997 übereingekommen, diesen Fragen in den nächsten Jahren eine verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen. Nach ersten Untersuchungen für Deutschland für die Jahre 1986, 1992 und 1995 können Männer und Frauen davon ausgehen, daß sie mehr als 90% ihrer Lebenserwartung in einem Gesundheitszustand verbringen können, der sie in ihren täglichen Aktivitäten nicht einschränkt, und zwischen 80% und 85% in einem Gesundheitszustand, den sie selbst als zufriedenstellend oder besser einschätzen (vgl. Brückner [1998]). Die deutschen Zahlen deuten darauf hin, daß sich Lebenserwartung und beschwerdefreie Lebenserwartung weitgehend parallel entwickeln werden.

 

Vertiefende Literatur

Brückner, G. [1993]: Todesursachen 1990/91 im vereinten Deutschland. In: Wirtschaft und Statistik 4/93, S. 257 bis 278.

Brückner, G. [1998]: Health Expectancy in Germany: What Do We Learn From the Reunification Process? Tokyo: Nihon University Population Research Institute.

Casper, W.; Wiesner, G.; Bergmann, K.E. (Hrsg.) [1995]: Mortalität und Todesursachen in Deutschland . Berlin: RKI (RKI-Heft 10/95).

Organisation for Economic Co-operation and Development [1998]: OECD Gesundheitsdaten 1998: Vergleichende Analyse von 29 Ländern . Paris: OECD.

Paul, C. [1992]: Sterblichkeit im regionalen Vergleich: Allgemeine Sterbetafeln der elf alten Bundesländer. In: Wirtschaft und Statistik 2/92, S. 82 bis 87.

 


Kapitel 3.2Allgemeine Sterblichkeit und Lebenserwartung [Gesundheitsbericht für Deutschland 1998]
1) Weitere Information zu diesem Thema aus Gesundheit in Deutschland 2006


[Gesundheitliche Lage (Einleitung/Überblick)] [Sterblichkeit nach ausgewählten Todesursachen, Kapitel 3.3] [Abstrakt] [Inhaltsverzeichnis] [Literaturverzeichnis]


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