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Startseite > Krankheiten/ Gesundheitsprobleme > Verdauungsorgane > Chronische Leberkrankheit und -zirrhose > Text: Chronische Leberkrankheit und -zirrhose, Kapitel 5.22 [Gesundheitsbericht für Deutschland, 1998]

Chronische Leberkrankheit und -zirrhose, Kapitel 5.22 [Gesundheitsbericht für Deutschland, 1998]


[Karies und Parodontopathien, Kapitel 5.21] [Chronische Niereninsuffizienz, Kapitel 5.23] [Abstrakt] [Inhaltsverzeichnis] [Literaturverzeichnis]

5.22 Chronische Leberkrankheit und -zirrhose

 

Chronische Leberkrankheiten sind in Deutschland im Vergleich mit anderen westeuropäischen Ländern relativ stark verbreitet. Der Verlust an Lebensjahren ist hoch, weil insbesondere jüngere Menschen an chronischen Leberkrankheiten sterben. Der weitaus größte Teil der Erkrankungen ist durch Alkoholmißbrauch verursacht. Vor allem bei der Leberzirrhose und beim Leberzellkarzinom als gravierende fortgeschrittene Stadien bzw. Folgen chronischer Leberkrankheiten ist die Sterblichkeit hoch. Sterblichkeit und Arbeitsunfähigkeit infolge chronischer Leberkrankheiten sind im Osten erheblich höher als im Westen.
Bei chronischen Leberkrankheiten gibt es ein erhebliches Vermeidbarkeitspotential. Bei der Virushepatitis zeichnen sich Erfolge durch Eindämmung der Übertragung im Medizinbetrieb, durch Impfungen und durch den Einsatz einer medikamentösen Therapie ab. Bei alkoholbedingten Leberkrankheiten kann ein Rückgang der Krankheitslast nur durch Präventionsmaßnahmen erreicht werden, die den Alkoholmißbrauch eindämmen.

 

Krankheitsformen und -verlauf

Der Begriff "chronische Leberkrankheiten" umfaßt eine Vielfalt krankhafter Leberveränderungen mit unterschiedlichen Ursachen, Krankheitsentwicklungen, Symptomatiken, Verläufen und Prognosen, sofern sie zumindest sechs Monate lang bestehen.
In Deutschland entstehen chronische Leberkrankheiten in 80% der Fälle infolge übermäßigen Alkoholkonsums. Die zweithäufigste Ursache sind chronische Virusinfektionen mit ihren Folgeerscheinungen, insbesondere Hepatitis C. Daneben können noch weitere z.T. sehr seltene Krankheiten eine chronische Leberkrankheit zur Folge haben. Dazu gehören spezielle Autoimmunprozesse und Stoffwechselstörungen. Bei einem Teil der von chronischen Leberkrankheiten Betroffenen kommt es durch die Zerstörung des aktiven Lebergewebes zur Entwicklung einer Leberzirrhose, dem gemeinsamen Endstadium unterschiedlicher Vorerkrankungen der Leber.

 

Alkoholbedingte Leberkrankheiten

Bei alkoholbedingten Leberkrankheiten werden drei Formen unterschieden: Die alkoholbedingte Fettleber, die Alkoholhepatitis und die Alkoholzirrhose. 90% der Menschen mit Alkoholmißbrauch haben eine Fettleber. Bei 40 bis 50% der Personen mit Alkoholfettleber und fortgesetztem Alkoholmißbrauch entwickelt sich innerhalb von drei bis fünf Jahren eine Alkoholhepatitis. In etwa einem Drittel der Fälle kommt es nach 5 bis 25 Jahren zur Entwicklung einer Leberzirrhose. Die Alkoholhepatitis ist für das Fortschreiten der chronischen alkoholbedingten Leberkrankheiten bis zur Zirrhose die entscheidende Veränderung. Sie kann ohne Symptome verlaufen, aber auch mit schwersten Krankheitszeichen zum Tod führen. Typische Beschwerden und klinische Befunde bei mittelschweren und schweren Verlaufsformen sind Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust, Bauchschmerzen, Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum (Aszites), Gelbsucht, Fieber, Nierenversagen und Bewußtseinseintrübung bis zum Koma.
Die Alkoholzirrhose entsteht durch die Zerstörung der Leberzellen mit ausgeprägter Narbenbildung (Fibrose). Auch das Erscheinungsbild einer Alkoholzirrhose zeigt ein breites Spektrum zwischen weitgehend asymptomatischen Verlaufsformen und schwerem, dabei oft tödlichem Verlauf.
Bei Alkoholfettleber und leichter bis mittelschwerer Alkoholhepatitis führt Alkoholabstinenz i.d.R. innerhalb von zwei bis drei Monaten zu einer weitgehenden Normalisierung der krankhaften Leberveränderungen. Abstinenz verbessert auch bei einer Leberzirrhose im Anfangsstadium die Prognose deutlich. Von Zirrhotikern, die weiter trinken, versterben ungefähr 60 bis 80% innerhalb von fünf Jahren. Bei der Mehrzahl der Personen mit alkoholbedingter Leberkrankheit sind außer der Leber noch ein oder mehrere andere Organe oder Organsysteme betroffen (siehe auch Kapitel 4.5 Konsum von Alkohol ).

 

Chronische Virushepatitis

Von einer chronischen Virushepatitis spricht man, wenn Zeichen der Leberentzündung über mindestens sechs Monate bestehen bleiben. Man unterscheidet inzwischen fünf verschiedene Erreger der Virushepatitis, die mit A bis E bezeichnet werden. Vor allem die Hepatitis C-Infektionen nehmen häufig (in 40 bis 60% der Fälle) einen chronischen Verlauf. Bei Hepatitis B-Infektionen sind es nur 5 bis 10% (siehe auch Kapitel 5.27 Hepatitis B ).
Ähnlich wie bei einer alkoholbedingten Leberkrankheit reicht das Krankheitsspektrum von asymptomatischen bis zu schweren Verlaufsformen. Leichte Formen können über Jahre und Jahrzehnte weitgehend symptomlos sein. Dies trifft für die Mehrzahl der Erkrankungen zu. Bei etwa einem Drittel der Fälle mit chronischer Hepatitis B beginnt die Erkrankung mit den Symptomen einer akuten Virushepatitis. Bei den restlichen etwa zwei Dritteln und der Mehrzahl der Fälle mit chronischer Hepatitis C sind die Symptome anfangs unklar. Ein unbestimmtes Krankheitsgefühl, Müdigkeit und Oberbauchbeschwerden stehen im Vordergrund. Nicht selten kommt es zu einem schubweisen Krankheitsverlauf mit Phasen einer verstärkten Krankheitsaktivität über einige Wochen oder Monate.
Unbehandelt gehen chronische Hepatitis B und C in ca. 20 bis 30% der Fälle, meist nach jahrelangem Verlauf, in eine Leberzirrhose mit allen Folgen über. Eine Behandlung mit Interferon-Alpha führt bei einem Teil der Erkrankungen zu einem Stillstand der Entzündung und zum Verschwinden der Viren.

 

Fortgeschrittene Zirrhose

Bei fortgeschrittener Zirrhose und schweren Verlaufsformen einer chronischen Virus- oder Alkoholhepatitis kommt es durch die zunehmende Einschränkung der Leberfunktion zu Gelbsucht und Flüssigkeitsansammlung in den Beinen und im Bauchraum (Ödeme bzw. Aszites) sowie zu Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen). Schwere Blutungen aus diesen Varizen sind akut lebensbedrohlich, da durch die Leberfunktionseinschränkung zusätzlich schwere Gerinnungsstörungen vorliegen können. Weiterhin kann es durch eine zunehmend eingeschränkte Leberfunktion und mangelnde Entgiftung von bestimmten Stoffen aus dem Darm zur Eintrübung des Bewußtseins bis hin zum Koma kommen. Die Einschränkung der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen ist häufig eine weitere Folge der komplexen Störungen.
Die Folgen und Komplikationen lassen sich durch inzwischen verfügbare medizinische Maßnahmen teilweise beherrschen. Schwerere Komplikationen wie akute Blutungen, ausgeprägte Ödeme, Aszites und beginnendes Koma erfordern meist eine längere Krankenhausbehandlung und häufig intensivmedizinische Maßnahmen. Eine länger bestehende ausgeprägtere chronische Leberkrankheit, insbesondere eine -zirrhose führt durch Appetitlosigkeit und ungenügende Ernährung zu Gewichtsabnahme und Muskelschwund bis zur deutlichen Abmagerung (Kachexie). Bei fortgeschrittener Leberzirrhose wird außerdem eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen beobachtet, besonders für Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte und Pilzerkrankungen. Für einen Teil der Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose können das Befinden und die Überlebenswahrscheinlichkeit durch eine Lebertransplantation deutlich verbessert werden.

 

Risikofaktoren

Zwischen Dauer und Ausmaß des Alkoholkonsums und der Leberschädigung besteht ein enger Zusammenhang. Eine Studie kam zu dem Ergebnis, daß das Risiko einer Leberzirrhose für Männer bei einem durchschnittlichen Alkoholkonsum von 40 bis 60 g je Tag sechsmal so hoch ist wie bei einem von 20 g je Tag (letzterer entspricht etwa 0,25 l Wein bzw. 0,50 l Bier). Bei einer durchschnittlichen Alkoholmenge von 120 bis 140 g je Tag steigt das Risiko auf das 50fache. Frauen haben im Vergleich zu Männern bei ähnlichem Alkoholkonsum ein etwa doppelt so hohes Risiko.
Hepatitis B (vgl. Kapitel 5.27) wird in Deutschland zu einem großen Teil durch ungeschützte Sexualkontakte übertragen. Daneben spielen vor allem Übertragungen bei Injektionen und Infusionen eine Rolle. Letzteres betrifft vor allem intravenös Drogenabhängige und Infektionen im Rahmen von medizinischen Behandlungen. Es gibt eine Reihe von bekannten Risikogruppen, denen aber nur ein relativ geringer Anteil der Infektionen zuzuordnen ist. Bei ungefähr der Hälfte der Hepatitis B- und C-Infektionen sind die Übertragungswege bisher ungeklärt. Das Risiko einer Übertragung von Hepatitis B und C im medizinischen Bereich konnte durch hochempfindliche Nachweisverfahren für die Erreger im Blut und in Blutprodukten, wirksame Verfahren zur Abtötung der Erreger sowohl in Blutprodukten als auch an medizinischen Instrumenten sowie durch die Verwendung von Einmal-Injektionsnadeln und -spritzen außerordentlich effektiv gesenkt werden. Das Risiko einer Übertragung von Hepatitis B-Viren durch Bluttransfusion beträgt ca. 1 : 50.000, von Hepatitis C-Viren ca. 1 : 70.000.

 

Verbreitung und Trend

Aus den Angaben der Gesundheitssurveys in Deutschland wird geschätzt, daß in Deutschland 4 bis 5 Mio. Menschen (jetzt oder früher) von Fettleber, Leberentzündung sowie akuter oder chronischer Hepatitis betroffen sind bzw. waren. Der Anteil der chronischen Formen läßt sich aus dieser Erhebung nicht ableiten.
Alkoholbedingte Leberkrankheit: Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) und Stichprobenerhebungen wird die Zahl der Erwachsenen mit alkoholbedingter Leberkrankheit in Deutschland auf 2,0 bis 3,2 Mio. geschätzt. 80% davon sind Männer. Die Zahl der Personen mit fortschreitender alkoholbedingter Leberkrankheit, d.h. einer Alkoholhepatitis bzw. -zirrhose, wird auf 0,6 bis 1 Mio. geschätzt. Die 40 bis 60jährigen sind hiervon besonders betroffen. Wegen der hohen Sterblichkeit von Personen mit fortschreitender alkoholbedingter Leberkrankheit nimmt die Häufigkeit in höheren Altersgruppen ab.
Zwischen der Häufigkeit von alkoholbedingten Leberkrankheiten und dem durchschnittlichen Alkoholkonsum der Bevölkerung besteht ein enger Zusammenhang. Da letzterer seit den siebziger Jahren relativ konstant ist, kann man kurzfristig nicht mit einem wesentlichen Rückgang der Häufigkeit alkoholbedingter Leberkrankheiten rechnen. Alkoholbedingte Leberkrankheiten sind in Deutschland ungefähr ebenso häufig wie in anderen Ländern mit hohem Alkoholkonsum wie z.B. in Frankreich (siehe auch Kapitel 4.5).
Chronische Virushepatitis: Schätzwerte zur Verbreitung der chronischen Hepatitis C stützen sich auf die Häufigkeit des Nachweises von serologischen Markern in Stichprobenuntersuchungen, insbesondere bei Blutspendern. Man geht hier von einer Häufigkeit von 0,1 bis 0,4% und damit von 65.000 bis 260.000 Betroffenen über 20 Jahren aus.
Die Gesamtzahl der jährlich gemeldeten Neuerkrankungen an Hepatitis B und C ist in Deutschland von 1980 bis 1989 zurückgegangen. Seitdem läßt sich für die Hepatitis B kein eindeutiger Trend mehr erkennen, am ehesten ist ein leichter Anstieg wahrzunehmen (siehe auch Kapitel 5.27). Die Anzahl nicht gemeldeter Fälle gilt als sehr hoch.

 

Folgen

Insbesondere bei langsam fortschreitender Alkohol- und Hepatitis C-Zirrhose ist das primäre Leberzellkarzinom eine wichtige Folgekrankheit . Zur Zeit kann die Diagnose in den meisten Fällen erst so spät gestellt werden, daß eine wirksame und dauerhaft erfolgreiche Behandlung durch Operation bzw. Transplantation nicht mehr möglich ist.

 

Sterblichkeit

Für Personen mit chronischem Alkoholmißbrauch verkürzt sich die Lebenserwartung um durchschnittlich 23 Jahre. Bei einer schweren Alkoholhepatitis oder Leberzirrhose ist sie darüber hinaus erheblich verkürzt. Abhängig vom Schweregrad der alkoholbedingten Leberzirrhose sterben im Zeitraum von fünf Jahren nach Diagnosestellung zwischen 40 und 80% der Betroffenen.
Bei chronischer Hepatitis B verkürzt sich die Lebenserwartung, wenn sich eine Leberzirrhose ausbildet. Je nach dem Schweregrad der Leberzirrhose durch Virushepatitis B beträgt die durchschnittliche Überlebensrate nach zehn Jahren 20 bis 80%, im Durchschnitt ca. 50%. Bei chronischer Hepatitis C ist die Sterblichkeit nicht deutlich erhöht. Für die ca. 20% Erkrankten, bei denen sich eine Leberzirrhose entwickelt, dürfte sich die Lebenserwartung jedoch verringern.
In der Statistik der Todesursachen sind chronische Leberkrankheit und -zirrhose unterrepräsentiert, da ein größerer Teil der Zirrhotiker an Komplikationen wie z.B. einer Lungenentzündung verstirbt, obwohl die chronische Lebererkrankung entscheidender Wegbereiter war. Dies gilt insbesondere für Personen mit Alkoholzirrhose.
Abb. 5.22.1 zeigt, wie sich die geschlechtsspezifische Sterblichkeit an chronischer Leberkrankheit und -zirrhose (ICD 9-Nr. 571) langfristig entwickelt hat. 1995 überstieg die auf die geschlechtsunabhängige standartisierte Sterblichkeit der Männer an dieser Todesursache die der Frauen um 146,8%, im Osten sogar um 182,7%. Bei chronischer Leberkrankheit und -zirrhose ist der Anteil von jüngeren Menschen relativ groß, was zu einem hohen Verlust an Lebensjahren führt. Deutschland zählt im Vergleich mit anderen westeuropäischen Ländern und den USA zu den Ländern mit einer relativ hohen Sterblichkeit an chronischen Leberkrankheiten.
Ein nicht unerheblicher Teil der Personen mit Alkoholzirrhose sowie Leberzirrhose infolge chronischer Hepatitis B und C verstirbt an einem späteren Leberzellkarzinom (ICD 9-Nr. 155). Die Zahl der daran Gestorbenen hat in Deutschland in den letzten zehn Jahren um ca. ein Drittel zugenommen.

 

  Abb. 5.22.1: Sterblichkeit an Leberkrankheit und Leberzirrhose  
  Die folgende Abbildung stellt die Sterblichkeit an chronischer Leberkrankheit und Leberzirrhose in einem Liniendiagramm dar. Quelle ist die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes. Die Sterbeziffern sind auf die neue Europastandardbevölkerung standardisiert. Auf der Y Achse wird in Zehnerschritten die Anzahl je 100.000 Einwohner Klammer auf standardisiert von 0 bis 60 Klammer zu gezeigt. Auf der X Achse werden in Dreierschritten die Jahre von Neunzehnhundertachtzig bis Neunzehnhundertfünfundneunzig dargestellt. Das Diagramm besteht aus vier Linien. Linie 1: Westen Männer, beginnt bei etwa 40 Neunzehnhundertachtzig und fällt bis Neunzehnhundertfünfundneunzig auf etwa 25; Linie 2: Osten Männer, beginnt bei etwa 25 Neunzehnhundertachtzig, steigt dann auf etwa 50 Neunzehnhundertzweiundneunzig, fällt dann auf etwa 48 Neunzehnhundertfünfundneunzig ab; Linie 3: Westen Frauen, beginnt bei etwa 14 und fällt bis Neunzehnhundertfünfundneunzig auf etwa 11; Linie 4: Osten Frauen, beginnt bei etwa 9 Komma 5 Neunzehnhundertachtzig und steigt dann leicht an auf etwa 16 Neunzehnhundertfünfundneunzig. Neunzehnhundertfünfundneunzig überstieg die Sterblichkeit der Männer an dieser Todesursache die der Frauen um 146 Prozent, im Osten sogar um 183 Prozent. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus dem Bericht Gesundheitsbericht für Deutschland Neunzehnhundertachtundneunzig, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.  
  Quelle: StBA, Todesursachenstatistik.
Die Sterbeziffern sind auf die neue Europastandardbevölkerung standardisiert. Der Geschlechtsvergleich ist eingeschränkt.
 

Weitere Informationen zum Thema Sterblichkeit an Leberkrankheit und Leberzirrhose

 

Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung

 

  Abb. 5.22.2: Arbeitsunfähigkeitsfälle wegen Leberkrankheit und Leberzirrhose  
  Die folgende Abbildung stellt die Arbeitsunfähigkeitsfälle wegen chronischer Leberkrankheit und Leberzirrhose in einem Liniendiagramm dar. Quelle ist die Krankheitsartenstatistik der A O K und eigene Berechnungen. Die Angaben beziehen sich auf die Pflichtmitglieder der Allgemeinen Ortskrankenkasse ohne Rentner. Daten aus dem Osten liegen erst ab Neunzehnhunderteinundneunzig vor. Auf der Y Achse wird in Fünfzigerschritten die Anzahl je 100.000 Mitglieder von 0 bis 300 gezeigt. Auf der X Achse werden in Zweierschritten die Jahre von Neunzehnhundertsechsundsiebzig bis Neunzehnhundertvierundneunzig dargestellt. Das Diagramm besteht aus vier Linien. Linie 1: Westen Männer, beginnt bei etwa 260 Neunzehnhundertsechsundsiebzig und fällt bis Neunzehnhundertvierundneunzig auf etwa 60; Linie 2: Osten Männer, beginnt bei etwa 110 Neunzehnhunderteinundneunzig und steigt leicht an auf etwa 120 Neunzehnhundertvierundneunzig; Linie 3: Westen Frauen, beginnt bei etwa 70 und fällt bis Neunzehnhundertvierundneunzig auf etwa 25; Linie 4: Osten Frauen, beginnt bei etwa 45 Neunzehnhunderteinundneunzig und bleibt etwa gleich bis Neunzehnhundertvierundneunzig. Im Westen sind die Arbeitsunfähigkeitsfälle sowohl bei Männern als auch bei Frauen gesunken. Im Osten sind diese etwa gleich geblieben. Die Informationen aus dieser Abbildung werden gegebenenfalls auch im Text erläutert. Hinweis falls Sie die Abbildung als Einzelfundstelle aus der Trefferliste gewählt haben: Sie stammt aus dem Bericht Gesundheitsbericht für Deutschland Neunzehnhundertachtundneunzig, den Sie über den Link Verwandte, mit separater Stichwortsuche (Alt-Taste + Taste S) oder mit Hilfe des Links unterhalb der Abbildung erreichen können. Ende der Abbildungsbeschreibung.  
  Quelle: AOK, Krankheitsartenstatistik; eigene Berech-nungen.
Die Angaben beziehen sich auf die Pflichtmitglieder ohne Rentner der Allgemeinen Ortskrankenkassen.
 

 

Im Westen hat sich bei den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) von 1965 bis 1975 die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle (AU-Fälle) wegen chronischer Leberkrankheit und -zirrhose je 100.000 Pflichtmitglieder ohne Rentner verdoppelt, seitdem hat sie deutlich abgenommen (siehe Abb. 5.22.2). In der gesamten gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im Westen verlief die Entwicklung ähnlich, jedoch lagen die Werte für Männer hier etwas niedriger als bei der AOK.
Für Deutschland insgesamt wurden 1993 wegen chronischer Leberkrankheit und -zirrhose insgesamt ca. 1 Mio. AU-Tage der GKV-Pflichtmitglieder registriert. Osten und Westen unterscheiden sich hinsichtlich der Häufigkeit dieser Arbeitsunfähigkeit (siehe Abb. 5.22.2), vor allem aber hinsichtlich deren Dauer. Sie lag für die AOK-Mitglieder 1994 im Westen bei durchschnittlich 68, im Osten bei 105 Tagen. Beide Werte übersteigen den Gesamtdurchschnitt von 17 bzw. 18 Tagen um ein Mehrfaches.
1,5% aller Frühberentungen bei Männern und 0,8% bei Frauen wurden 1995 wegen chronischer Leberkrankheit und -zirrhose ausgesprochen. Im Jahr 1994 waren es 1,7% bzw. 0,9%. Diese Berentungen erfolgten in vergleichsweise jungen Jahren und vorwiegend wegen alkoholbedingter Leberkrankheit. 1995 traf letzteres bei Männern in 64% und bei Frauen in 58% der Fälle zu, im Jahr zuvor bei 91% bzw. 79%. Im Jahr 1995 wurden insgesamt 3 785 Männer und Frauen wegen chronischer Leberkrankheit und -zirrhose frühberentet, 11% weniger als im Vorjahr. Zwischen 1993 und 1994 hatte die Zahl dieser Fälle noch um 13% zugenommen.

 

Leistungen und Kosten

Im Jahr 1995 wurden 40.553 Männer und 25.495 Frauen stationär wegen chronischer Leberkrankheit und -zirrhose behandelt. Dafür fielen insgesamt knapp 1,1 Mio. Pflegetage an. Im Jahr zuvor waren 1,2 Mio. Pflegetage auf die Behandlung von 41.409 Männern und 26.367 Frauen entfallen. Am häufigsten waren jeweils die 45 bis 64jährigen betroffen.
1995 wurden vom Verband Deutscher Rentenversicherungsträger wegen chronischer Leberkrankheit und -zirrhose 2.232 Maßnahmen zur medizinischen und sonstigen Rehabilitation durchgeführt. Damit ist deren Zahl im Vergleich zu 1982 um 78% zurückgegangen. 1995 entfielen 63% dieser Maßnahmen auf alkoholbedingte Leberkrankheit, in drei von vier Fällen wurden Männer behandelt. Damit setzt sich in der Rehabilitation chronischer Leberkrankheit und -zirrhose ein Trend fort, der Anfang der siebziger Jahre begonnen hatte, als der Nutzen solcher Leistungen für Patienten dieser Diagnosegruppe kritisch hinterfragt wurde.
Die direkten Kosten für Leistungen wegen chronischer Leberkrankheiten in Deutschland wurden für 1994 auf ca. 1,9 Mrd. DM geschätzt (siehe Kapitel 8.6 Kosten nach Krankheitsarten ).

 

Einrichtungen und Erwerbstätige

Zur Behandlung und Betreuung von Patienten mit Alkoholproblemen gibt es in Deutschland ein spezialisiertes Versorgungssystem (vgl. Kapitel 4.5).
Alkoholmißbrauch und Frühformen von alkoholbedingten Leberkrankheiten werden sowohl von Ärzten in der Praxis als auch von Ärzten in Allgemeinkrankenhäusern oft nicht als solche erkannt. Neue Konzepte für eine verbesserte Früherkennung und -intervention bei Patienten mit Alkoholproblemen wurden in den letzten Jahren erprobt.
Patienten mit einer chronischen Virushepatitis Typ B oder C sowie mit anderen chronischen Lebererkrankungen werden z.T. von Allgemeinärzten, schwerpunktmäßig aber von Internisten mit dem Fachgebiet Gastroenterologie behandelt. Außerdem gibt es in der Mehrzahl der größeren Krankenhäuser spezielle Abteilungen mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie/Hepatologie, mit denen die niedergelassenen Ärzte bei der speziellen Diagnostik und Behandlung von chronischen Leberkrankheiten zusammenarbeiten. Sie übernehmen auch die Behandlung im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit sowie bei Komplikationen.
Spezialisten, die sich vorwiegend oder ausschließlich mit der Behandlung von Patienten mit Lebererkrankungen befassen, gibt es nur in einem Teil der Universitätskliniken und in wenigen Krankenhäusern in privater Trägerschaft.
Für Patienten mit stark fortgeschrittener chronischer Leberkrankheit, für die eine Lebertransplantation erforderlich ist, gibt es in Deutschland 19 Transplantationszentren. Sie werden für einen jährlichen Bedarf von etwa 550 bis 600 Lebertransplantationen als ausreichend eingeschätzt.

 

Verbände und Gesellschaften

Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Leber (German Association for the Study of the Liver) ist ein Zusammenschluß von Ärzten, die sich schwerpunktmäßig mit Erkrankungen der Leber befassen (Hepatologen). Die Deutsche Leberhilfe ist eine Selbsthilfevereinigung für Menschen mit Lebererkrankungen jeglicher Art. Außerdem sind rund 3.600 Sucht-Selbsthilfegruppen sowie zusätzlich etwa 4.000 Selbsthilfegruppen der Anonymen Alkoholiker (siehe auch Kapitel 4.5) in der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege zusammengeschlossen.

 

Prävention

Zur Prävention von alkoholbedingten Leberkrankheiten zählen alle Maßnahmen, die den Alkoholmißbrauch verringern helfen und solche, die der Betreuung von Alkoholabhängigen dienen. Wichtig wäre es, wirksamere Maßnahmen zur Verhütung des Alkoholmißbrauchs zu entwickeln und auf ihren Erfolg hin zu bewerten, die Aus- und Weiterbildung der Ärzte auf dem Gebiet der Alkoholkrankheit und ihrer Folgen zu verbessern sowie die Aktivitäten der Einrichtungen besser zu koordinieren, die an der Früherkennung, Motivation und Behandlung von Alkoholkranken beteiligt sind.
Für die Vorbeugung der chronischen Hepatitis B und C spielt die Aufklärung über die wichtigsten Infektionsrisiken eine große Rolle. Die Möglichkeit einer aktiven Schutzimpfung bietet seit über einem Jahrzehnt einen wesentlich verbesserten Schutz vor Hepatitis B (vgl. Kapitel 5.27). Inzwischen empfiehlt die Ständige Impfkommission u.a. die generelle Impfung von Säuglingen bzw. Kindern.

 

Steuerung und Ziele

Alkoholbedingte Leberkrankheiten sind in hohem Grade vermeidbar. Solange noch keine Abhängigkeit besteht, ließen sich mit angemessener Aufklärung 90% durchaus vom Alkoholmißbrauch zu anhaltender Abstinenz bringen. Bei 50 bis 60% der Alkoholabhängigen kann mit geeigneten Behandlungskonzepten ein lang anhaltender Therapieerfolg erzielt werden. Bisher erhält jedoch nur ein geringer Anteil der Betroffenen eine adäquate Therapie. Zur Verbesserung der Situation sollte angestrebt werden,

  • mehr Personen mit alkoholbedingter Leberkrankheit einer effektiven Therapie und Sekundärprävention zuzuführen,
  • durch verbesserte Primär- und Sekundärprävention die Sterblichkeit an Alkoholzirrhose im erwerbsfähigen Alter zu senken,
  • die Häufigkeit von primärem Leberzellkarzinom infolge Alkoholzirrhose zu vermindern, und
  • weniger Lebertransplantationen infolge alkoholbedingter Leberkrankheit notwendig werden zu lassen.

In Deutschland wurden in den letzten Jahren eine Reihe von Projekten mit dem Ziel durchgeführt, bei primär behandelnden Ärzten die Früherkennung und Qualität der Versorgung von Menschen mit alkoholbedingter Leberkrankheit zu verbessern. Weitere Forschungsarbeiten zur Primär- und Sekundärprävention von Alkoholmißbrauch bzw. Alkoholabhängigkeit sollten stärker gefördert werden.
Bei chronischer Hepatitis B und C ist es vor allem wichtig, das Auftreten von chronischen Leberkrankheiten und primären Leberzellkarzinomen zu senken. Dies läßt sich erreichen, indem durch bessere Aufklärung von Risikogruppen und aktive Impfung gegen Hepatitis B-Infektion die Neuinfektionsrate gesenkt wird.
Bei der großen Zahl von Infizierten in allen Altersgruppen wird sich ein Rückgang der Neuinfektionen jedoch erst in mehr als zwanzig Jahren auf die Prävalenz von chronischer Hepatitis B und C auswirken. Den derzeit Infizierten kann nur eine intensivierte Erforschung wirksamerer Therapiemöglichkeiten helfen.

 

Vertiefende Literatur

Bode, J.C. [1984]: Epidemiologie und sozioökonomische Bedeutung der chronischen Lebererkrankungen. In: Goebell, H.; Hotz, J.; Farthmann, E.H. (Hrsg.) [1984]: Der chronisch Kranke in der Gastroenterologie . Berlin: Springer.

Casper, W.; Wiesner, G.; Bergmann, K.E. (Hrsg.) [1995]: Mortalität und Todesursachen in Deutschland . Berlin: RKI (RKI-Heft 10/95).

Deutsche Hauptstelle Gegen Die Suchtgefahren [1994]: Jahrbuch Sucht ´95 . Geesthacht: Neuland.

John, U.; Hapke, U.; Rumpf, H. bis J.; Hill, A.; Dilling, H. [1996]: Prävalenz und Sekundärprävention von Alkoholmißbrauch und -abhängigkeit in der medizinischen Versorgung . Baden-Baden: Nomos .

Maier, K. bis P. [1995]: Hepatitis - Hepatitisfolgen . Stuttgart: Thieme.

Seitz, H.; Lieber, C.; Siemanowski, U. (Hrsg.) [1995]: Handbuch Alkohol, Alkoholismus, alkoholbedingte Organschäden . Leipzig: Barth.

 


Kapitel 5.22 Chronische Leberkrankheit und -zirrhose [Gesundheitsbericht für Deutschland 1998]


[Karies und Parodontopathien, Kapitel 5.21] [Chronische Niereninsuffizienz, Kapitel 5.23] [Abstrakt] [Inhaltsverzeichnis] [Literaturverzeichnis]


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